Die unbekannte Masse der passiven Nutzer im Social Web

Gestern Abend berichtete TNW noch darüber, dass Matthew Hurs eine interessante Analyse aufgestellt hat. Er hat einmal mit der Suppenkelle abgeschöpft und kommt zu dem Ergebnis: 48% des Netzwerkes sind ohne öffentliches Posting. Das heißt in erster Linie alles und auch nichts. Oder das 52% etwas geschrieben, abgeschickt und jeder darf es lesen.

Was sagt diese Zahl eigentlich aus und was nicht?

Die Punkte aufzuzählen, die nichts aussagen, ist sicherlich einfacher. Im Prinzip ist es nur ein Kratzen an der Oberfläche, auch wenn man wieder ein Scoble Effekt befürchtet wird. Die Erkenntnis wird größer aufgeblasen, als die Zahl eigentlich ist. Denn die Erkenntnis ist: 52% haben einen öffentlichen Post getätigt. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist unbestritten, dass unter den verbleibenden 48% etliche Karteileichen dabei sind. Es bleibt aber unangetastet, wie viele User Google+ in limitierter Auflage (nicht öffentliche Streams) oder passiv nutzen. Für mich sind die passiven Nutzer interessant, da ich eine ähnliche Problemstellung in anderen Netzwerken auch habe.

In verständlicheren Zahlen: Etwa 10-12 Mio User sind vielleicht MAUs (monthly active user). Dies ist insofern wissenswert, da Facebook in derselben Einheit gemessen wird. Ebenfalls für den Gaming-Sector (Social Games) ist dies eine Messzahl. Auf diesen gemessenen 52 Prozent kann man vielleicht noch eine 90-9-1-Regel anwenden. Das führt allerdings nur dazu, dass die Zahl im Taschenrechner kleiner wird.

Wie kann ich die passiven User als lesend identifizieren?

Diese Frage ist die mir eigentlich Kernfrage, die mir durch den Kopf schwirrt. Fehlt es den Netzwerken an einer Kennzahl oder gräbt man dann zu tief? Immerhin müsste ich diesen Wert technisch analysieren können. Technisch ist das kein Problem, das kann ich über ein normales Tracking machen, über einen Keks – aber wie sieht das datenschutzrechtlich aus? Welcher User würde das mitmachen? Wie packen WoM-Portale das Phänomen an?

Die Werbetreibenden haben ein ähnliches Problem. Dienste wie Crowdbooster sind nett und helfen sicherlich hin und wieder seinen eigenen Output zu optimieren. In der FAQ steht jedoch:

„Impressions“ gives an estimate of the total possible number of times someone could have seen your tweet.

Was im Klartext nichts anderes heißt als: „Wir rechnen die Follower der Retweets zusammen und geben dir eine Zahl zurück“. Das ist ja auch ok, solange man eben sich dessen bewusst ist. Diese Zahl habe ich auf Facebook in ähnlicher Form als Impression. Dies sollte jedem Fanpage-Admin bekannt sein.

Mir ist bewusst, dass in der Vergangenheit solche Messwerte nicht möglich waren. Also in anderen Werbekanälen. TV richtet sich nach „Bruttokontakten“ und Print oder Outdoor macht (zur Not) bekanntlich die berühmte Einzahlung auf die Marke. Das kann jetzt aber kein Grund dafür sein, dass ich passive Accounts schlicht raus streiche. Denn genau um diese nicht weiter zu identifizierenden Kontakte geht es doch. Sie werden ja auch unter der nicht weiter zu errechnenden Reichweite mit unter den Teppich gekehrt. Es gibt zu dieser unbekannten Masse scheinbar nicht einmal einen Daumenwert, den man anlegen könnte, um an nicht verifizierte Ergebnisse zu kommen.

Letztlich lande ich immer wieder beim Johari-Fenster, was das Gebilde höchstens erklärt aber nicht löst. Ein Problem, was in Zukunft gelöst werden sollte, könnte, müsste. Vielleicht ginge das auch zu weit…

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