Liebe Medienvertreter und Journalisten, was stimmt nicht mit euch? Die Entwicklungen, die ihr einnehmt, kann ich weder verstehen, tolerieren und inzwischen auch nicht mehr ignorieren. Als Bürger und, wie ich heute lernte, »digitaler Maoist« muss sich einige Praktiken doch arg infrage stellen. Sie sind langsam an einem Punkt angelangt, wo sich man entscheiden sollten, wie Sie die mediale Zukunft gestalten möchten.
Zeichen der Zeit
Ich meine damit nicht, ob sie ein crossmediales Engagement an den Tag legen oder nicht. Ich meine damit, dass die permanente oft wiederholende Veröffentlichung von fachlich fragwürdigen Inhalten nicht gesund sein kann. Bei einer derzeitigen Halbwertszeit von 1-2 Tagen für gewöhnliche Nachrichten frage ich mich schon, wozu wir euch in Zukunft noch brauchen sollten?
Es ist nicht mein Wunsch, mit der digitalen Elitefahne zu wedeln, um mich damit zu brüsten, dass ich keine klassischen Nachrichten mehr benötige. Das würde nicht der Wahrheit entsprechen, auch wenn ich mich auf dem Weg dorthin befinde. Ich bin mir meiner Situation als Vorreiter durchaus bewusst. Aber gerade auch ich habe in meinem Umfeld einen Einfluss darauf, eure Fehltritte zu kommentieren und zu dokumentieren.
fachliche Kompetenz
Nehmen wir das Lieblingsbeispiel seit Monaten: Facebook. Die Timeline/Chronik wird nicht nur oftmals falsch erläutert, es wurden komplette Tatsachen verdreht. Es ist nicht eine schlechte Recherche die ich euch vorwerfe, sondern dass man der Art der Berichterstattung mittlerweile anmerkt, dass der Kapitalismus über dem Wahrheitsgehalt steht. Dies kann natürlich nur erkennen, wer vom Fach ist. Aber was machen die Menschen, die nicht vom Fach sind? Ich kann euch sagen was sie machen: Sie kennen hoffentlich einen „Digitalen“, der ihre völlige Verunsicherung beschwichtigt und objektiv die Situation erklärt. Hinzukommt, dass ich Themenfelder in Frage stelle, in denen ich kein Fachmann bin.
Ich möchte gar zu tief in die Thematik einsteigen, aber wenn Facebook die Chronik für alle zugänglich macht, dann ist das nichts Unerwartetes. Ich habe sie nun 4 Monate freiwillig und lebe noch. Wie man es allerdings schafft, durch manipulierende Tonalität den Sachverhalt so zu verdrehen, dass Benutzer auf die Idee kommen ihre Einträge zu löschen, obwohl sich nur die Darstellung ändert, ist ein völliges Rätsel. Nicht die Manipulation gibt mir Rätsel auf, sondern mit welchem Eigenanspruch solche Dinge publiziert werden. Facebook mag vielleicht nicht die Mutter Theresa der Datenunternehmen sein, dies ist aber auch kein Freifahrtschein bei jeder Mikrogelegenheit darauf zu schlagen.
Verlinkung
Aber es ist nicht nur Facebook, sind noch andere Themen, die mich extrem stören. Ihr verlangt ein Hochschulstudium, um bei euch arbeiten zu dürfen. Aber wie man in einem Artikel anständig eine Quelle verlinkt, habt ihr bis heute nicht gelernt. Die wirklich grandiosen Beispiele sind jene, wo ihr die URL in den Artikel schreibt, aber nicht imstande seid, diesen zu verlinken. Hand aufs Herz: Was soll der Quatsch?
Marschrichtung
Es geht auch nicht um unser oder euer. Wir stehen nicht an einer Kreuzung, wo sich der Weg nach links und rechts gabelt. Wir laufen 2 verschiedene Wege, die in einem gemeinsamen Weg münden. Dabei ist es völlig egal, welchen Weg man bestreitet, denn den Fortschritt werden wir ohnehin nicht aufhalten können.
Abfärbungen
Wenn es dann heute geschieht, dass das Handelsblatt mit dem Gastbeitrag von Herrn Heveling, recht breit gegen das Netz feuert, dann mag ich dies zumindest infrage stellen. Herr Heveling darf sehr gern seine Kontraposition beziehen, aber ob diese Art von Publikation dem Ansehen des Handelsblatts förderlich ist? Ich kritisiere nicht, dass ich und Herr Heveling unterschiedlicher Auffassungen sind, sondern dass einige Sachen sachlich falsch sind. Letztlich werde ich mich an den »miesen« Artikel im Handelsblatt erinnern, den Autor werde ich vermutlich vergessen.
Wie ist es sonst zu erklären, das Spiegel Online den weitverbreiteten Titel als »BILD für Akademiker« inne hält? Selbstverständlich gibt es immer Für- und Widersprecher, dies steht außer Frage. Aber was macht ihr Medien denn, wenn euch die Reichweite flöten geht? Vielleicht kommt dieser Tag, vielleicht aber auch nicht. Eines steht für mich fest, eure Glaubwürdigkeit werdet ihr weit vorher verspielt haben.
In Zukunft
Was ich mir wünschen würde, ist eine Anlaufstelle, die ich guten Herzens in digitalen Fragen weiterempfehlen kann. Natürlich gibt es diese Anlaufstellen, jedoch muss ich sie nicht ständig mit meiner Glaubwürdigkeit bestätigen, wenn der Laie sie auch kennt. Stellt euch mal vor, was los wäre, wenn »wir« »euch« empfehlen würden (könnten).
Die Limitierung ist nicht mehr die Technik. Es ist unsere Vorstellungskraft.
Ahh, herrlich – genau das beschäftigt mich auch zunehmend.
DANKE für’s aufschreiben!
Ich glaub, es sind zwei Schwerpunkte: Einmal fehlt den Journalisten die Zeit für eigene Recherchen und irgendein Trend wird umformuliert mit eigenen Worten abgeschrieben. Die zweite Baustelle: Fehlender Sachverstand. Gegen Letzteres kann jeder Journalist selbst etwas tun, die Zeitfrage können nur die Arbeitgeber lösen.
Vielleicht kann die Konferenz „Think CROSS – Change MEDIA“ an der HS Magdeburg-Stendal etwas zur Aufklärung beitragen.
http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=7941&VST_ID=41325444&dclp=92c4f0dcf4314f12de2214807b510059
Ich selbst war vor geraumer Zeit bei einer Mitgliederversammlung, und was ich da am nächsten Tag in der Zeitung zu lesen konnte….. wir waren wohl auf zwei unterschiedlichen Veranstaltungen. Und es waren harte Fakten, die falsch waren. War ja klar, eine Antwort auf meinen Hinweis habe ich weder von der Redaktion noch vom Redakteur erhalten.
Dem gern genommene Satz „Hab ich in der Zeitung gelesen“ muss man immer öfter mit gesundem Mißtrauen begegnen und wie beim Arzt eine zweite Meinung einholen.
Quelle: Internet ;D