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Wenn Heilung einsetzt

Für diesen Text habe ich kein Intro. Seitdem letzten Eintrag ist viel passiert und ich möchte, dass es hier irgendwie weitergeht.

Bastian Pastewka hat in einem ORF-Interview mal gesagt: […]„Kunst – und jetzt werde ich aber mal etwas großspurig und anstrengend, doof vielleicht, Kunst kommt immer nur daher, dass man etwas erschafft, was man nur selber weiß, kann, will, malt, singt, spricht, dichtet und so weiter. Ich glaube ein Großteil der Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben, haben Schmerzen. Die verstecken sich 3 Tage, die hören erstmal in sich hinein, was da ist. Und das, was dann kommt, das wird interessant.[…]

Und so habe oft meine besten Texte geschrieben. Dieser Schmerz ist allerdings nicht mehr da. Mit dem Tod meiner Mutter und dem Tod meines Vaters ist ein großer Teil meines inneren Schmerzes vergangen. Die Erlebnisse der Kindheit sind teilweise zurückgekehrt und alles ist irgendwie nicht mehr wichtig. Der Schmerz ist dem inneren Frieden gewichen. Schade, dass dies nicht schon zu Lebzeiten geschah. Ich hege keinen Groll mehr, ich muss mich niemandem beweisen. Lass die Leute, Leute sein.

Wenn ich mich mit der eigenen Heilung beschäftige, merke ich, dass es ein paar Kategorien an Personenkreise benötigt, damit ich meinen Frieden machen kann: meine Eltern, die Menschen, die ich liebte, Freunde, Fremde, Familie, die mich verletzte und zu guter Letzt: mir selbst.

Es hört sich seltsam an, wenn ich sage: Mit dem Tod meiner Eltern ist ein großer Frieden bei mir eingekehrt. Ich könnte dies nun mit pseudo-psychologischen Reels-Wissen untermauern, wieso das so ist, wie man sich selbst vor der eigenen Kindheit schützt. Ich belasse es dabei. Wir haben es alle irgendwann mal Scheiße gehabt.

Es führt auch dazu, dass ich für meine Autobiografie meine Eltern keinerlei Fragen mehr stellen kann. Und wenn die Arbeit an der Autobiografie mich eines gelehrt hat, dann: Es gibt nicht nur eine Wahrheit. Und die eigene Wahrheit kann in Wirklichkeit ganz anders gewesen sein. Wenn ich also weiß, dass das, was ich als Erinnerung habe, vielleicht gar nicht der Wahrheit entspricht. Was ist dann wahr und was nicht?

Und wenn ich mit all dem mehr oder weniger meinen Frieden gemacht habe, habe ich noch genug Schmerz in mir, um drei Tage in mich zu hören? Vielleicht ist das, was ich mache, oder dachte, was ich mache, auch gar keine Kunst. Und ich bin gar kein Künstler. Und wenn ich kein Künstler bin, wie ich dachte, was bin ich dann? Und was mache ich mit diesem neugewonnen Frieden?

Foto von Christopher Sardegna auf Unsplash

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