Wer einmal angefangen hat zu fragen, hört so schnell nicht mehr auf. Und wer sich nicht geniert zu fragen, der hat eine Lebensaufgabe gefunden. Zumindest ist das bei mir so. Ich stelle gern Fragen, die unbequemen sind mir die liebsten. Zu diesem Thema gibt es einen Haufen Phrasen. Mein Favorit ist „Die Intelligenz eines Menschen lässt sich an seinen Fragen feststellen“ – den Wahrheitsgehalt möchte ich allerdings völlig unbewertet lassen.
Fragen sind allgegenwärtig. Wie ich auf dieses Thema komme? Ich lese gerade das Buch von Ricordo Semler, seines Zeichen Chef von Semco. Semco macht Enterprise 2.1, allerdings schon seit über 30 Jahren. Ganz zu Anfang seines 2. Buches „The Seven-Day Weekend: A Better Way to Work in the 21st Century“ (aus dem Jahr 2003) geht Semler eben genau auf diesen Aspekt ein. Er schildert eine typische Szene in einem normalen Unternehmen, wo der minderbemittelte Chef irgendwann raushaut „Ich bin der Einzige der hier denkt“ – ohne sich die Folgen seiner Aussage bewusst zu sein. Das Ende vom Lied: der Mitarbeiter wird seine Arbeit machen, mehr darf man dann aber auch nicht mehr erwarten.
Semler hat allerdings auch noch ein anderes Beispiel auf Lager, was ich irgendwo schon einmal gelesen habe. Ich weiß leider nur nicht mehr „bei wem“ (also in welchem Buch). Es geht um die These, und die finde ich äußerst spannend, dass nur wenige Dinge 3 „Warum“ aushalten. Er beschreibt es anhand eines Kindes. Ich kann das nicht beurteilen, ich habe keine Kinder, bin selbst ja noch eins.
Das Kind stellt also seine 1. Warum-Frage. Man antwortet i.d.R. mit einer „erwachsenen Version“ der Antwort. Logisch basiert auf einem soliden Allgemeinwissen. Das Kind schiebt unmittelbar sein 2. Warum hinterher, weil es bestimmte Teile nicht verstanden hat. Die Antwort fällt zögerlich, wiederholt im Prinzip die Aussage der ersten Antwort, aber mit mehr Sorgfalt und Tiefgang zur Erklärung. Bei dem 3. Warum gibt es in der Regel nur noch eine Antwort: dem Kind ein Eis kaufen.
Semler reflektiert dies auf alltägliche Dinge. Warum muss man in der Firma Hemd und Krawatte tragen? Warum muss die Firma wachsen? Warum gibt es ein iPhone4 derzeit nur in schwarz?
Die Fragerei kann einem manchmal schon ziemlich auf den Keks gehen, führt aber u.a. auch zu ganz neuen Blickwinkeln. Vor allem dann, wenn man seinen Mitarbeitern erlaubt Fragen zu stellen. Dinge und Entscheidungen auch offen zu hinterfragen.
Fragen und Internet
Für Webseiten und Menschen die daran arbeiten, kann sich dieses Verhalten bzw. diese Angewohnheit durchaus bezahlt machen.
- Warum ist das Logo oben links?
- Warum ist es aber nicht anklickbar?
- Warum wird der Facebook-Button dort angezeigt?
- Warum kann ich als User dies oder jenes nicht tun?
- Warum sehe ich im ersten Scrollbereich des Shops keinen einzigen Artikel?
- Warum brechen die User im Step3 des Warenkorbs den Kauf ab?
Letztlich ist so, dass man mit ganz simplen Fragen das Ergebnis massiv zu verbessern. Das funktioniert nicht nur im Internet. Wer etwas Luft hat, kann mal mit Semlers-Theorie spielen und versuchen sich durch die 3 Warum zu bewegen. Es ist gar nicht so einfach.
Mensch Kai,
da habe ich irgendwie überhaupt keine Zeit für gar nix und trotzdem musste ich Deinen Artikel lesen…
Und was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt.
Ich denke gerade im Web ist es wichtig nicht nach dem ersten „warum“ aufzuhören – die Antwort fällt meist zu leicht und oberflächlich aus. Tiefer graben lohnt sich dort meistens, da man (im Gegensatz zum Einzelhandel um die Ecke) eben keinen (oder nur geringen) direkten Draht zum Kunden hat. Man sieht nur wie und wo er sich bewegt, aber nicht seine Mimik und Gestik. Ergo muss man selbst alles und jeden hinterfragen um zum Erfolg zu gelangen.
Schönes WE 🙂
Warum schreibst Du das?
Spaß beiseite, es ist ein schöner Anstoß. Hinterfragen ist der Grundstein von Qualität. Vieles, was einfach hingenommen oder eben „so gemacht“ wird, würde sich anders darstellen, stellte man eine „Warum“ Frage. Wobei die Frage alleine nicht ausreicht, man muß auch Willens sein, eine vernünftige Antwort zu finden.
Warum – ich liebe dieses Vorgehen seit langem.
Und habe inzwischen aufgehört mich zu wundern, wie viele sich hier auf den Schlips getreten fühlen, wenn ich Ihre Entscheidungen hinterfrage. „Die“ wollen ja auch mein Hirn für sich arbeiten lassen, also nur zu mit „unbequemen“ Fragen – die sind ja im Grunde dazu da den Dingen auf den Grund zu gehen. Oft liegen Verbesserungen nicht im Draufsetzen von Neuem, sondern im Optimieren von Altem.
Die Haltung von Vorgesetzten zu Mitarbeitern die zuviel Fragen und deshalb unerwünscht sind: meiner Meinung sind sie schlicht
.) schlechte Kommunikatoren und eigentlich Einzelkämpfer die zwar Team, Team, Team predigen, aber selbst in einer „einsamen Wolf“ Eigenansicht festhängen
.) schlicht überfordert – zeitlich, geistig
.) einfach dumme Navigatoren ohne Sinn für Strategie und den tieferen Sinn hinter Dingen die sie tun
Tat sehr gut deinen Beitrag zu lesen.
Danke für’s Schreiben!
Stefan
Warum gefällt mir dieser Artikel?
Warum klicke ich jeden Tag deinen Blog an?
Warum frage ich mich das alles?
Guter Artikel! Ohrwurm dank Titel inklusvie 😀
Ist jetzt zwar irgendwie offtopic aber die Warum-Frage past so schön
Dialogue with sarah 3