Ich habe Nuance Dragon Dictate für Mac nun eine Weile getestet. Nuance ist in dem Bereich sehr fortgeschritten und wird euch demnächst sicherlich bei IFA des Öfteren zum Thema Smart-TV auffallen. Nuance bietet u.a. eine recht ausgereifte Spracherkennungssoftware, die es ermöglicht, etwas schneller etwas mehr Text ins Web zu pumpen. Vorausgesetzt man hat eine halbwegs saubere Aussprache.
Der Hersteller verspricht nach eigenen Angaben eine Geschwindigkeitszunahme von bis zu 300% gegenüber dem Tippen eines Textes. Es ist richtig, dass die Geschwindigkeit wie der Text auf das Display kommt, sich im Laufe der Zeit rapide erhöht. Das Problem für Blogger wird jedoch sein, seine Arbeitsweise völlig umzustellen. Wir sind es jahrelang gewohnt, vor der Kiste zu sitzen, uns unsere Gedanken zu machen, gelegentlich über die Tastatur zu schweifen und möglichst intellektuell in die Gegend zu schauen. Die Funktion „Sprechen“ wird beim Verfassen von Texten seltener ausgeführt.
Die Umstellung dauert
Machen wir uns nichts vor: Der Einsatz von Spracherkennungssoftware zum Erfassen von freien Texten krempelt den kompletten Denkprozess um. Besonders wenn man häufig freie Texte verfasst, erfordert die Umstellung etwas Geduld. Man ist es einfach nicht gewohnt, seine Gedanken in akustisch laute Worte zu verfassen. Es bedarf einiger Übung, wirkt anfangs etwas stockend und geht letztlich leicht von der Hand.
Geht es schneller?
Die entscheidende Frage ist sicherlich: Gewinne ich dadurch Zeit? Ich befinde mich noch im Stadium: Ja und nein. Es hängt davon ab, welche Art von Blogger man ist und was für Texte man verfasst. Orientiert man sich an den News oder generell an Fakten, dann wird einem der Einstieg leichter fallen. Der Grund liegt auf der Hand: Es gibt einen festgelegten Rahmen, den es mitzuteilen gilt. Bei freien Gedankentexten dauert es einen Moment, bis man gedanklich einen Faden erwischt. Dann allerdings könnt ihr die Texte frei sprechen, was dazu führt, dass Dragon Dictate euch die Sätze absatzweise auf den Monitor wirft. Und das, ist in der Tat schon beeindruckend (und macht nicht zuletzt dann auch Laune).
sprachliche Unterschiede
Am Anfang kann es noch zu häufigen Fehlern in der Spracherkennung kommen, besonders wenn man so nuschelt, wie ich es gern tue. Der Vorteil hierbei ist, man zwingt sich zum Redigieren der Texte. Es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Ausgabequellen sind. Wir sprechen bekanntlich anders, als wir schreiben. Es ist aber schon spannend zu beobachten, wenn man sich diese Tatsache unter die eigene Nase hält.
Für Vielschreiber
Geeignet ist das Softwarepaket im Prinzip jeder, der viel Text verpackt. Ich behaupte, besonders Blogger die häufig harte Fakten (TechBlogger z.B.) zu verarbeiten haben, können recht schnell gute Ergebnisse erzielen. Wer in der Regel etwas mehr schreibt, der wird ebenfalls davon sicherlich profitieren. Denn die Geschwindigkeitszunahme gegenüber dem Tippen ist ohne Zweifel gegeben. Wer richtig in Fahrt kommt, kann seine Rohfassung in Windeseile runterquasseln.
mehr als nur Texteingabe
Dragon Dictate kann noch mehr als nur den Text in verschiedene Programme einfügen. Die Spracherkennung kann auch zur Sprachsteuerung genutzt werden. Das Öffnen von Programmen ist ja noch simpel. Beim Korrigieren von Textpassagen wird es da schon haariger, weil man dazu neigt, die Maus zu nutzen. Insgesamt funktioniert es gut.
Darüber hinaus bietet die Software mehrere Sprachprofile. Ich habe z.B. eines für Deutsch und eines für Englisch. Natürlich könnt ihr in einem Büro auch schlicht einfach mehrere Profile für die einzelnen Sprecher einrichten. Dies werdet ihr sogar müssen. Denn bevor es losgeht, werden einige Texte eingesprochen, die u.a. erklären, wieso Spracherkennung so ein komplexes Thema ist.
Fazit
Nuance Dragon Dictate ist sicherlich die Nummer 1 auf diesem Sektor. Ich habe im Laufe der Jahre einige Spracherkennungssoftware getestet, aber keine war so gut, wie die von Nuance. Wenn man sich etwas umgestellt hat, geht es nach einer Eingewöhnungsphase leicht von der Hand.
Die Tatsache, dass man nur bedingt Fachwörter einsprechen kann (oder ich die Funktion übersehen habe), stört mich schon. Ebenfalls wie die Bindung an eine gewisse Hardware, die von Nuance zertifiziert worden ist.
Der Vokabularumfang von Dragon Dictate ist sehr umfangreich. Die Erkennung von numerischen Eingaben ist verblüffend. In diesem Punkt hat Nuance wirklich seine Hausaufgaben gemacht.
Sofern man nicht eines der zertifizierten Mikrofone besitzt, wird man zur 199€ Box greifen müssen. Diese beinhaltet neben Deutsch und Englisch auch ein USB-Headset von Plantronics. Inzwischen gibt es eine Express-Version für 49€ im AppStore. Zu der Version kann ich nichts sagen, aber die Meinungen gehen wie eine Schere auseinander.
Wer von euch ggf. sich vorgenommen hat, in Zukunft mehr Text zu verfassen, sollte sich mit Spracherkennung auseinandersetzen. Den Griff zu Nuance kann ich an dieser Stelle empfehlen. Eine kostenlose Variante als App für das iPhone dürfte einen kleinen, bescheidenen Vorgeschmack bieten.
Weitere Erfahrungsberichte könnt ihr bei Michael Firnkes (Blogprofis.de) oder Lukas (Apfeldtech.ch) nachlesen.
Hinweis: Nuance war so freundlich und hat mir für diesen Bericht eine Teststellung der Software zukommen lassen.
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