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Gemeinschaftskräfte entwickeln

In der Gemeinschaft ist man stärker. Diese Weisheit haben wir in der Grundschule gelernt. Diese alte und kluge Metapher verlässt uns dann, wenn wir in das Arbeitsleben eintreten. Dies hat sich in den letzten Jahren, zulasten der Goliaths verändert. Es gibt immer mehr Davids, die auf sich erfolgreich aufmerksam machen und Goliath schlagen.

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Die ersten Erfolge der Gemeinschaft konnte man während der ersten Shitstorms im Netz verfolgen. Jack Wolfskin zog auf Druck der Masse seine Klage gegen eine Näherin zurück. Nachträglich betrachtet war Jack Wolfskin und die Klage bei Dawando nur ein laues Lüftchen. Die Möglichkeiten sich über das Internet zu organisieren, sind heute vermutlich besser denn je. Die Zeiten, wo man sich umständlich den Zugang zum Netz bauen musste, sind vorbei. Die Handhabung hat sich soweit vereinfacht, dass so ziemlich jeder mit den Social Networks klarkommt. Dieser leichte Einstieg sorgt noch für unorganisiertes Chaos, aber es wird immer strukturierter.

Selbst in diesem Chaos wird Demokratie hier und dort durchgesetzt. Zum Beispiel bekommt die Stadt Bremerhaven nun einen Weihnachtsbaum wieder zum Weihnachtsmarkt hinzugestellt. Der Baum wird gesponsert von einem Unternehmen, die Stadt hat dem Unmut der Bürger gehört. Diese hatten sich auf Facebook und auf Foren darüber ausgelassen, dass man mit der Gesamtsituation unzufrieden sei.

Wesentlich Entscheidender und mit größerem Ausmaße lässt sich das Bild erkennen, wenn man einfach den arabischen Frühling auf sich wirken lässt. Völlig urteilsfrei. Die Menschen organisieren sich über die Netzwerke, treffen sich im Januar am Tahir Platz in Kairo – um die Regierung zu stürzen. Der Rest, der auch in Libyen und anderswo geschah, ist heute Geschichte.

Die Regierung in Russland bekommt gerade ein Problem mit ihrem Volk. Zehntausende gehen auf die Straße, um sich zu solidarisieren. Um sich gegen die Regierung Putin auszusprechen. Blogger haben mit Handykameras dokumentiert, wie die Wahlurnen manipuliert worden sind. Es ist weniger zu beurteilen, ob es Gerechtigkeit ist oder nicht. Vielmehr müssen wir uns daran gewöhnen, dass die Schummelei in unserer Gesellschaft nicht einfach mehr hingenommen wird. Dies durfte nicht nur ein gewisser Herr zu Guttenberg erfahren. Die Zeiten, wo man im heimischen Wohnzimmer gesessen und mit seiner Meinung den Freundeskreis erreicht hat, sind vorbei.

Die Proteste sind in weiten Teilen noch unstrukturiert und verhältnismäßig ungeschickt geführt. Dies wird allerdings im Laufe der Zeit sicher legen, denn so funktioniert eine Evolution nun einmal. Tiertötungen in Ungarn, Stuttgart 21 oder die Occupy-Bewegung sind nur weitere Beispiele die aufzeigen, dass ein blindes Vorgehen nicht mehr möglich ist. Die Themen unter den Tisch zu kehren, weil es einst Gatekeeper gegeben hat, neigen sich stark dem Ende. In Einzelfällen mag dies noch funktionieren, aber auch diese werden im Laufe der Zeit verschwinden. Das ist auch gut so.

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