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Tatort Briefkasten

Als ich heute nach dem Laufen nach Hause kam, entdeckte ich im Briefkasten eine Postkarte auf der ich lesen konnte »Isch hasse dich«. Entweder war es irgendein Vewirrter aus dem Netz oder ein Blogger, der mir Urlaubsgrüße sendet.

Nachdem ich die Karte aus dem Briefkasten geholt habe, stutze ich nicht schlecht. Auf der Vorderseite steht

Hallo Kai,
ab jetzt sind wir Feinde.
Du wirst dir noch wünschen,
dass diese Postkarte die letzte
sein wird, die du je in deinem Leben
erhalten wirst.

Die Rückseite zierte ein

Du bist voll der Kai, alter!
Isch hasse dich, verdammt, isch hasse dich!

Ich drehte die Karte noch 2-3 Mal in der Hand, dann schaute ich sie mir mit Sorgfalt an. Ich dachte erst, es ist jemand, dem ich nicht per Mail geantwortet habe oder so. Es ist der Karte nach Genauerem hinsehen ersichtlich, dass es zu einer Kampagne gehört. Natürlich ist es das Ziel dieser Kampagne, dass die Angeschriebenen darüber schreiben. Ziel der Kampagne ist es, auf den Umstand der Kommunikation im Netz hinzuweisen – so zumindest mein Eindruck.

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Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Auf der einen Seite hat der Absender meine Aufmerksamkeit errungen. Es ist nicht das 1.Mal, dass im Laufe der Jahre im Netz irgendwelche Drohungen gegen mich ausgesprochen werden. Die Karten gingen an insgesamt 100 Adressanten, darunter Leute wie Kai Diekmann, Herr Sarazin oder Jürgen klopp, viele Blogs wie DrLima, Schlecky Silberstein oder Nerdcore. Es geht also ganz klar um Aufmerksamkeit. Welcher Geist sich allerdings verirrt hat, mich auf diese Liste zu setzen, ist mir vollkommen schleierhaft.

Wie dem auch sei, ich habe mich dazu entschlossen, Ross und Reiter nicht zu nennen. Das Ziel auf das Thema »Umgang im Netz« aufmerksam zu machen, ist sicherlich ehrenwert. Wir müssen neben Netzneutralität, Netzpolitik auch über Umgangsformen sprechen und das von Zeit zu Zeit erneut anstoßen. Was allerdings nicht geht, und das finde ich bei den Nachrichten schon völlig zum Kotzen, ist dies über Angsthebel zu tun. Es reicht schon aus, dass die Politik häufig mit Angst agiert. Es ist mir nicht verborgen geblieben, dass die aggressive Kommunikation im Netz ein Problem ist. Ich beherrsche dieses Jargon, weil ich vor langer, langer Zeit professionell E-Sport betrieben habe. Was nicht heißt, dass ich es anwende. Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen, einfach das Thema mal anzusprechen. Wer diesen Text liest, kann sich zu all den Themen seine eigenen Gedanken machen.

Als Absender dieser Karte bleibt das Risiko, was wäre wohl passiert, wenn ich vor Schreck die Polizei gerufen hätte? Oder was glauben Sie, was in den Redaktionen so eingeht. Ich bin mir sicher, dass Antrax-Anschläge nicht nur in meiner Lieblingsserie NCIS stattfinden. Und nicht alle Leute werden wie Kai Dieckmann für solche Angelegenheiten eine eigene Postleitzahl führen. In den großen Häusern geht Post durch viele Hände und eine offene Postkarte, kann da für Unruhe sorgen. Im schlimmsten Fall trifft es jemanden Unbeteiligten z.B. aus der Poststelle, der früher Drohbriefe bekommen hat. Das kann sicher nicht Sinn der Sache sein.

Herr R aus S – Sie mögen dies vielleicht hochkomisch finden. Ich fand es bis zu dem Punkt ok. Die Auswahl der Adressanten ist mir ein Rätsel. Auf der selben Seite dann Karten zum Kauf anzubieten, war dann auch nicht mehr als ein netter Versuch. Da hört es dann auch auf, mit dem guten Willen für das ehrenwerte Projekt und beginnt dann der Kommerz.

Ich für meinen Teil war zumindest für den Moment unterhalten und Sie haben mich aus meinem Alltag gerissen. Dies ist ja durchaus ein Teilerfolg. Nach Ihrer Testaussendung an 100 Leute würde ich Ihnen allerdings Nahelegen, ihre Strategie zu überdenken. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass Sascha Lobo darauf reagiert, nachdem er bereits 2011 tiefe Blick in die Trollforschung gab. Vielleicht bieten Sie Ihre Karten in einschlägigen Branchenshops an. Das klingt zwar langweilig, ist aber evtl. zielführender, was den Vertrieb betrifft. Etwas weniger Altdeutsch und eine Schrift die man halbwegs lesen kann, wären sicherlich auch von Vorteil.

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