Alles Facebook oder was?

Die Prognosen für das Jahr 2011 sind so langsam raus. Es wird viel vermutet, spekuliert, skizziert und die Kugel löst sich langsam auf vom rubbeln. Gestern erst konnte man lesen, dass XING einen Knick von satten 25% gemacht hat – allerdings in die falsche Richtung. Aber wo geht es hin 2011?

Ich als Social Media-Theoretiker und 2.0-Romantiker mache mir natürlich auch meine Gedanken. Ich möchte mich allerdings auf den deutschsprachigen Raum beschränken, da ich vom Rest der Welt und dessen Nutzung ohnehin wenig Ahnung habe. Ich denke 2011 wird ganz im Zeichen von Facebook stehen und ich glaube nicht, dass Sie den Zenit überschritten haben, so wie bei SEO-United in der umfangreichen Umfrage derzeit gefragt wird. Es geht jetzt langsam erst richtig los. Die Unternehmen schwappen so langsam aber sicher in das Netzwerk hinein. Social Commerce steht erst in den Startlöchern und wird Facebook sicherlich noch einige Schlagzeilen bescheren. Wo denn auch sonst?

Mal Hand auf’s Herz, wer soll es denn sonst machen? Holtzbrinck und deren VZ-Gruppe, die seit gut 2 Jahren auf dem absteigenden Ast sitzen? Nichts gegen die VZ-Gruppe, aber für Innovation standen sie leider noch nie. Sie könnten sich ggf. noch als BRAVO der Netzwerke halten, als Einstiegsnetzwerk mit SchülerVZ für die Vorgruppe von Facebook. Es ist jetzt auch nicht so, dass man den Eindruck hätte “Hey, ich lösche mein Profil dort doch nicht”. Die Geduld der User ist schlicht verspielt. Einfache Funktionen, wie z.B. Bilder auf der Pinnwand posten haben dann einfach zu lange gebraucht. Man hat sich dann zu lange auf den maximalen 100 Gruppen ausgeruht.

Die Frage, die sich die Netzwerke gefallen lassen müssen ist: Was kann ich bei dir machen, was ich nicht bei Facebook machen kann? Und wie relevant ist diese Funktion? Bezieht man sich auf die Zahlen aus dem media-TREFF Artikel (ob nun korrekt oder nicht, hat hier keinen Einfluss), dann ist es schon erstaunlich, dass das 1.0 Rümpel-Netzwerk der RTL-Gruppe WkW auf Platz 2 gastieren darf. Jedoch weiß ich auch, dass im süddeutschen Raum die Nutzung von WkW wesentlich ausgeprägter ist als hier im Norden.

XING hat immerhin geschafft ein gutes Finanzmodell hinter das Netzwerk zu stellen. Aber es ist kein “soziales” Netzwerk. Steht ja auch dran “Business”-Netzwerk. Dies hat man auch lang genug in die Köpfe der Nutzer geprügelt. Das hört sich etwas hart an, aber wer am Wochenende sich in dem Netzwerk mal eingeloggt hat, hat vermutlich gedacht er wäre hier gelandet. Auch sonst macht das Netzwerk in Moment kein so superschnellen Eindruck auf mich (was Dinge im Frontend betrifft bzw. bis zum User durchdringen). Im letzten Quartal rühmte man sich damit verstärkt interal Server Error auszuliefern. Das Frontend ist auf der m.E. nach wichtigstens Seite (persönliche Startseite des Users) nicht ausgereift, trotz Relaunch. Es ist stellenweise völlig undurchdacht und sorgt für etwas Reizung beim Nutzer. XING fällt allerdings raus, weil ich dort wenig Spaß habe und auch äußerst wenig Geld loswerden kann. Da habe ich es rein von der UX aus gesehen bei Facebook wesentlich einfacher. Spätestens bei Social Games geht beides sogar gleichzeitig, Zygna wird das bestätigen können.

Auf dem Social Network-Teller stehen dann noch MySpace und LinkedIn. MySpace hat nicht nur fast 50% der Belegschaft entlassen, das Netzwerk ist nicht erst seit 2011 am Aussterben. LinkedIn hingegen mag in Übersee funktionieren, sollte sich aber für den deutschen Markt vielleicht eine übersichtlicheres User Interface zulegen. Dann traue ich dem Netzwerk durchaus größeren Fuß hierzulande zu.

Manager der jeweiligen Unternehmen werden sagen, dass sie mit Facebook gar nicht konkurrieren wollen. Das hinkt in 2 Beziehungen. Erstens wäre es auch vermessen und zweitens entscheidet der User, wer mit wem verglichen wird. Ein entscheidender Punkt, der scheinbar nach wie vor noch nicht in jeder Ecke angekommen ist. Der User entscheidet. Im Gegensatz zu Blogs, wo dann mal kurz geflamed wird, gehen die User in den Netzwerken einfach.

Facebook ist das einzige Netzwerk, wo ich auch externe Inhalte einspielen kann. Ich steigere in meinem beruflichen Umfeld die Interaktionszeit in dem Netzwerk und werde dann privat etwas anderes nutzen? Der Mensch ist gar kein Gewohnsheitstier? Die Erde ist eine Scheibe. Welch geschickter Zug aus Palo Alto, einfach berufliches mit privatem zu verbinden.

Sollte ein Mitarbeiter irgendeines sozialen Netzwerkes lesen, ich habe eine technische Frage. Warum funktionieren die einfachsten selbstverständlichen Dinge nicht? Als Beispiel würde ich wissen wollen: Wieso es nicht möglich ist, mit weniger als 3-4 Klicks, alle Nachrichten aus meinem Postfach zu löschen? Ich müsste z.B. bei XING derzeit 80-100 Seiten durchblättern…

Unterm Strich bleibt die Frage: Wer soll es denn sonst machen? Und was soll es erst werden, wenn die Social Inbox ausgerollt wird. Möge jemand die Laterne am Horizont des Abendlands hoch halten.

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