Sascha Lobo legt ein Musterbrief für Schlecker vor

Schlecker benötigt ein Gesicht

Es gibt keinen Shitstorm. Wasserglas-Themen. Dafür, dass Schlecker keinen Shitstorm hat, hält sich das Thema sehr gut in den Schlagzeilen. Inwieweit es nun den Konzern beeinträchtigt, mag ich nicht beurteilen – aber ich denke es zeigt einen guten Abriss, wie es um die Marke bestellt ist. Dies kann ein wichtiger Indikator sein.

Sascha Lobo legt ein Musterbrief für Schlecker vor
Sascha Lobo hat einen Vorstoß gewagt, den ich sehr gut finde. Er kommt mit einem Lösungsvorschlag daher. Vielmehr erklärt er diesen auch noch. Dies finde ich insofern gut, da es mir Gelegenheit darauf aufzusetzen. Jeder, der sich für Kommunikation im Allgemeinen interessiert, kann sich mit dem Thema auseinandersetzen.

Keine Verantwortung

Sascha schreibt als Probe, dass Schlecker sich einem typischen Muster nach die Meute zubewegen sollte. Das ist insoweit auch alles richtig, ich würde es ähnlich empfehlen, bis zu dem Punkt, wo es um Herrn Baum geht. Dass er keine Ahnung von den neuen “Neuen Medien” /Social Media hat, muss man nicht weiter thematisieren. Die Krux dabei ist, dass wissen wir schon. Wieso sonst sollte komm.passion (Herr Hacker) verantwortlich für den Blog sein? Wieso übernimmt Schlecker diese Verantwortung nicht?

Das Problem

Die Quelle in dieser öffentlichen Debatte ist nicht der Claim. Es ist auch nicht die Unwissenheit. Es ist der Markenkern, der völlig hinüber ist. Allein dieses Wort »Bildungsniveau« hat das Fass schlicht zum Überlaufen gebracht. Ob man das nun gut, sinnig oder doof findet – es ist, wie es ist.

Es zeigt aber auch, dass die Probleme von Schlecker wesentlich tiefgründiger sind, als der Konzern bisher angenommen hat. Da hilft es auch nicht, dass Herr Elfmann irgendwie mit dem Zeitungsausschnitt wedelt, wo ver.di Schlecker öffentlich lobt. Schlecker fehlt das Vertrauen. Schlecker hat keine Glaubwürdigkeit. Da kann ich mich auf die Hinterbeine stellen, wie ich möchte. Es interessiert auch nicht, was Schlecker, Herr Baum, Herr Hacker denken. Sich nicht dafür verantwortlich zu fühlen, was der Kunde am Ende versteht, zählt hier nicht. Als Kunde möchte ich „den Chef“ sprechen oder wenigstens jemanden aus dem Konzern – da Herr Baum seine Chance hatte, möchte ich mit dem nächsten in der Hotline sprechen.

Natürlich kann man argumentieren, dass es so viele im Internet nicht sind.Vielleicht haben von diesem Vorfall … 100.000 Menschen mitbekommen. Oder 1 Mio – davon werden die meisten ihr Kaufverhalten nicht ändern. Vielleicht gehören sie auch das 95% an. Daran erkennt man aber sehr gut, dass Schlecker kein Gesicht hat. Kein Gesicht, was der Marke Glaubwürdigkeit einhauchen könnte. Wer einmal lügt, dem glaubt nunmal man nicht.

Wenn ich (als Blogger) heute sehe, dass der letzte Artikel auf dem Schlecker-Blog von »Schlecker« geschrieben ist, klappt mir das Messer in der Hosentasche auf. Wer ist denn bitte der Autor »Schlecker«? Ist Schlecker, Herr Baum, Herr Hacker oder Herr Lars Schlecker? Wenn ja, wieso steht da der Vorname nicht? Wer schreibt mir denn da bitte? Das sind Basics und da vergeht mir dann auch jegliches Verständnis, dass irgendwas irgendwie nicht so schlimm sei. Wir sprechen hier von “Profis” – da bekommt jemand Geld für. Da erwarte ich dann eben, dass es passt – wenn ich DinA5 Flyer bestelle, möchte ich auch nicht DinA6 Flyer aus Umweltgründen bekommen.

Was zu tun ist

Wie Schlecker ein weiteres Posting verfasst, ist nicht wirklich ausschlaggebend. Die Frage aus diesem medialen Aufstoßen ist, was wird Lars Schlecker daraus für Schlüsse ziehen?

Sollte Schlecker wirklich das Feld von Social Media besetzen wollen, empfehle ich es intern zu tun. Schlecker braucht ein Gesicht, welches der Marke Glaubwürdigkeit zurückgibt. Dies wird nicht in 1 Jahr passieren. Schlecker hat ein Identifikationsproblem – der nette Nachbar müsste doch wissen, wie man sich im kuscheligen Social Web zu verhalten hat. Schlecker sollte sich Personal für diese Aufgabe suchen, dass erspart viel Zeit im Anlernen und beschleunigt den Vorgang. Eine Beschleunigung, die man scheinbar benötigt – oder wie ist es sonst zu erklären, dass das Thema derartig hochgekocht ist? Die Rückwärtsrolle der Sparda-Bank scheint zumindest aus den großen Medien raus zu sein.

Die Gretchenfrage ist doch, wenn Schlecker der Nachbar von nebenan sein möchte. Wegen mir auch »For You. Vor Ort.« – was genau tun sie dafür? Jetzt kommt bitte nicht mit “Die bauen die Läden um, die Gänge werden größer” – es müssen noch einige Jahre vergehen, dass ich Schlecker für derartig glaubwürdig halte, dass ich denen beabsichtigte Nächstenliebe unterstellen würde.

Eine Casting-Show könnte also demnächst lauten: Schlecker sucht ein Gesicht. Mit Social Media-Kenntnissen. Damit könnte man das Unternehmen von innen infiltrieren. Von hinten durch das Knie ins Auge, wenn man so möchte. Schlecker hat nun (die einmalige?) Chance, wie Phoenix aus der Asche zu steigen. Davon bin ich überzeugt. Ich habe nicht gesagt, es wird einfach.

Kommentar schreiben

Pflichtfelder sind mit einem * versehen