Man könnte sagen: endlich. Der Musikstreaming-Dienst Spotify ist seit heute in Deutschland verfügbar. Einige von euch haben den Dienst bereits über einen Proxy genutzt, nun ist dieser Umweg nicht mehr nötig. Mit Spotify kommt einer der populäreren Dienste auf den deutschen Markt, aber man muss auch sagen: Streaming-Dienste sind nicht ganz unumstritten.
das lachende und weinende Auge
Der nächste Streaming-Dienst ohne GEMA-Einigung. Der Vorfall vom Wochenende mit Deichkind zeigt, welche Formen das Thema inzwischen angenommen hat. Aber es geht nicht nur um Recht, denn in erster Linie wird es wohl um Geld gehen – viel Geld.
Bereits 2010 kam es zu Vorwürfen gegenüber dem Dienst. Ein Missverständnis, welches man in verschiedene Bruchteile aufbröselte. Der Song »Poker Face« von Lady Gaga zu einem der populärsten Tracks der Plattform. Er wurde über 1 Million Mal abgespielt. Die Vergütung fiel für die Künstlerin Verhaltensweise nüchtern aus. Mit den ausgeschütteten 167 US-Dollarm die es von der schwedischen Lizenzvergütungsstelle gab, hätte man auch mit dem Hinweis versehen können: Bitte gebe nicht alles auf einmal aus. Aber auch hierzulande können Musiker nicht sonderlich darüber lachen. Das solche Vorwürfe an die Streaming-Dienste zurück gewiesen werden, versteht sich von selbst.
Angeblich soll sich Spotify in Schweden zur größten „digitalen Einnahmequelle“ gemausert haben. Es bleibt allerdings die Frage offen: ist das gut?
Mieten statt kaufen oder doppelte Ausgaben
Ein Punkt, mit dem ich mich noch nicht anfreunden kann, ist das Mietmodell. Also noch nicht so richtig. Sofern man sich in dem geschlossenen Ökosystem (wie so oft) befindet, ist eigentlich alles gut. Wenn ich allerdings den Dienst verlasse, so wird auch bei der Premium-Variante, der Offline-Cache dank DRM irgendwann unbrauchbar. Das heißt also, wenn ich einen Song für die Ewigkeit hören möchte, dann muss ich ihn mir nach wie vor kaufen. Andernfalls bin ich auf Spotify angewiesen, sofern ich nicht bereit bin, meine Favoriten zusätzlich zu kaufen.
Für Entdecker
Spotify ist etwas für Musikentdecker. Die Apps, die es inzwischen gibt, laden zu einem Austausch von Songs ein. Es ist ein wenig dass, was Apple mit Ping nicht so richtig gelingen möchte. Es entsteht Bewegung innerhalb des Dienstes. Musiklisten können geteilt und verschickt werden, was den Grillpartys im Sommer sicherlich entgegen kommt.
Fazit
Vielleicht bin ich zu altmodisch, um mich mit dem Modell anzufreunden. Ich nutze aber auch Napster, rdio oder andere Dienste nicht. Ich halte den Deal insgesamt unrund. Bei 10€ im Monat kann natürlich auch nicht viel hängen bleiben. Immerhin wird damit alles querfinanziert. Ein massenfähiger Preis und eine akzeptable Vergütung scheint daher schwierig. Ich denke, ich werde den Dienst ausprobieren – mich dann vermutlich für Mieten & Kaufen entscheiden.
Wie seht ihr das Thema? Werdet Ihr zukünftig streamen wie nichts Gutes? Die Apps sind ja schwer angesagt und es ist auch ein interessanter Aspekt für mich. Werdet ihr zusätzlich noch kaufen? Wie sieht ihr das Angebot insgesamt? Kritisch oder hat die Plattenindustrie die letzten Jahrzehnte genug Geld gemacht? Angeblich soll es in Schweden ja bereits die größte Einnahmequelle für Sony sein. Wie seht ihr das Ganze?
Tja, irgendwie werde ich mit solchen Diensten auch nicht so richtig warm. Simfy gefällt mir wesentlich besser, ist irgendwie ansprechender und mehr als bissel Musik hören will ich persönlich auch gar nicht. Dennoch greif ich lieber auf die lokale Variante zurück, mal unabhängig von den Kosten, wobei ich für mich als Nutzer 10 Euro im Monat doch attraktiv finde, sofern der Dienst natürlich auch immer für mich erreichbar ist.
Aber wie gesagt, bisher konnten mich derartige Dienste noch nicht von meinen lokalen Medien weglocken, wenn dann nur für eine kurze Zeit.
Ich finde generell das „Lied verschicken“ ein nettes Gimmick – weil Musik ja auch etwas emotionales ist.
In Moment freue ich darüber alte Songs wieder zu entdecken, allerdings hat dies natürlich nichts mit dem Musikdienst an sich zu tun.
Hi Kai,
ich nutze seit einigen Monaten ab und an den Dienst Simfy. Ehrlich gesagt, habe ich zwar keine Ahnung, wie man es dort mit den „Vergütungen für die Künstler“ handhabt, jedoch finanziert sich dieses Portal nicht nur über Premium-Accounts, sondern auch über Werbeeinnahmen. Im Free-Account-Modus muss man sich bspw. ab und an einen Werbespot anhören und es werden auch Werbebanner eingeblendet.
Simfy ist für mich nur was, wenn ich schon mal in ein Album reinhören möchte oder einen Song gerade nicht „zur Hand“ habe und diesen hören möchte. (Das Angebot ist echt groß). Ansonsten bin ich da aber auch eher „traditionell“ 😉 und kaufe meine Musik immer noch auf CDs. Ein Komplett-Streamer werde ich sicher nie – nicht zuletzt, da dies auch bedeutet, dass man immer und überall guten Empfang/funktionierendes Internet benötigt … auf der Autobahn manchmal ein schwieriges Unterfangen. Da ist die gute alte CD schon zuverlässiger.
VG
Jasmina
Hej Jasmina!
Die Angebote und Preismodelle sind ähnlich – alle Wettbewerber scheinen irgendwie bei 15-16 Millionen Songs zu liegen. Ich denke auch, dass sich mein Nutzungsverhalten so Richtung „reinhören“ entwickeln wird.
Ja die gute alte Netzabdeckung. Ich bin gespannt, wie sich das Thema in den nächsten Jahren entwickeln wird. Es betrifft ja nicht nur die Musik. Bei den LTE-Hotspot bei Audi soll dann auch Video(konferenzen) gestreamt werden können (wtf?).
Viele Grüße,
Kai
Hi Kai,
guter Artikel. Ich bin eigentlich auch noch nicht so zufrieden mit dem Miet-Modell. Ich nutze seit 4 Monaten bereits simfy und muss sagen, dass meine Bedenken immer weiter schrumpfen. Der klare Vorteil des Streamings ist meiner Meinung nach, dass man alle Endgeräte synchron hat. Ich kann mir auf dem iPad meine Playlist für das Auto zusammenstellen und sofort ist es verfügbar.
Die Offline-Speicherung löst auch das angesprochene Autobahn-Problem von Jasmina. Spotify hat sogar den Vorteil: Man kann generell einstellen, dass alle Playlisten auf dem Handy offline verfügbar sein sollen.
Zusätzlich finde ich die Verbindung mit Hardware wie Squeezebox oder Boxee sehr interessant. Meiner Meinung nach alles Dinge, die man natürlich mit bezahlt, sich aber ohne solche Dienste selbst basteln müsste.
Generell glaube ich, dass es wirklich in Richtung Streaming gehen wird, auch in der Zukunft. Gerade weil bzw. durch solche Geschichten wie das Social Sharing. Wenn ich mich richtig erinnere war Spotify damals bei Facebooks Timeline & Open Graph Keynote mit an Bord. Ich höre ein Lied, es erscheint im Newsstream meiner Freunde, diese klicken drauf und hören das selbe Lied an der gleichen Stelle. Ich liebe es neue Musik zu entdecken und wenn das eben beschriebene wirklich Standard werden würde, würde ich – glaube ich – vor Freude zu neuer Musik im Dreieck springen. Das der Newsstream dafür aber noch geändert werden müsste ist klar, für Massen ist er meiner Meinung nach noch nicht gebaut.
Letzten Endes bleibt wirklich nur ein (großer) Nachteil bzw. ein Problem: Wie kriege ich meine Playlisten, Musik und Favoriten in einen neuen Dienst? Eigentlich wäre es für die entsprechenden Dienste ein Einfaches Import/Export Funktionen anzubieten, aber das werden sie meiner Meinung nach nicht, um einfach dem Kunden einen eventuellen Wechsel nicht zu erleichtern, damit dieser dann doch aufgrund des hohen Aufwands beim bisherigen Dienst bleibt.
Viele Grüße
Fabian
Ach, ich weiß nicht….
ich kann mich diesem Streaming-Thema nicht anfreunden. Musik degeneriert dadurch zu einer Art Fastfood für die Ohren. Und irgendwie habe ich den Eindruck, daß diese Dienst ein wenig zu spät dran sind.
Ein Blick auf den Musikmarkt zeigt, daß die Bands aus der Konserve, den Castingshows und direkt runter von der Couch irgendwie keine Rolle mehr spielen.
Dadurch sind Songs entstanden, die – mal unabhängig von fanatischen Fans – teilweise zwar nett zu hören waren, mir – und wahrscheinlch auch vielen anderen – einfach nicht so wichtig waren um die paar EUR für die CD/mp3/AAC oder weiß der Geier was auszugeben.
Aber zum Glück gab und gibt es youtube und seine Klone, sowie LastFM und Co.
Welchen Sinn hat also so ein Dienst? Auch wenn man nicht immer nahc dem Sinn fragen sollte – aber was kann einen dazu verleiten um eine gewissen Geldbetrag (in der Regel 9.99EUR) für so einen Dienst auszugeben?
Wirklich um seine Playlist immer dabei zu haben und stante pede zu aktualisieren?
Oder um neue Musik zu entdecken und in Bands und Richtungen hineinzuhören, die man eigentlich nie kaufen würde?
Oder eher um sich Communitytechnisch anzuprollen, was man gerade für krasse Musik in seiner Playlist hat?
Ich denke der Reiz liegt eher im „entdecken“ und „herumforschen“. Ob einem das 9,99EUR im Monat wert ist, muss jeder für sich selber bewerten – mir ist es das nicht wert.
Das Thema wird eher etwas für generelle FastFood-Menschen sein, die Musik mal eben schnell wegschnabulieren.
Zum Stichpunkt Community: Das mag vielleicht sogar funktionieren – das Portal marketingtechnisch zu nutzen um Bands und Titel zu pushen und insgesamt zum Thema zu machen. Funktioniert ja auch bei youtube.
In diesem Sinne!
Ja das ganze ist schon so eine Sache – ich denke die Musikindustrie wird umdenken müssen. Es hat ja auch Gutes wenn zB Lieder zu Selbstläufern werden für denen die Musikindustrie sind massig Kohle in die Promo hätte stecken müssen.