Eines Vorweg. Ich weiß, ich bin sicher kein Kind von Unschuld und dass ich mal die Moralkeule schwinge, finde ich schon fast etwas befremdend. Sicherlich habe ich auch schon dem ein oder anderen vor’s Schienbein getreten. Dennoch passieren in Moment „Dinge“, da frage mich ernsthaft – bist DU dir über die Reichweite bewusst? Diesen Eintrag könnte Jochen Mai in seiner Karrierebibel sicher noch besser „ausführen“. Der beleidigende Wind, der derzeit herrscht, stört mich.
Beleidigungen wohin das Auge reicht. Im Großen wie im Kleinen. Da versucht man sich wieder alten Tugenden zu besinnen. Blogger rufen auf zu mehr Linkaustausch, mehr Vernetzung und eine gemeinsame Hilfeaktion. Dies hält meist nur phasenweise, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung – in diese Richtung gibt es keine falschen Schritte. Dieser Tenor herrschte noch durchgehend im Herbst letzten Jahres. Jetzt, wo die Tage wieder länger werden, die Sonne lacht, die Röcke kürzer werden könnte man denken – hey, alles ist gut. Denkste. Es platzt momentan aus allen Löchern.
Robert Basic kritisierte in seinem Blog welche Moral eigentlich anherrscht. Dies zieht sich in seinem alten Blog im heutigen Posting weiter. Die Reaktionen auf die Entscheidung den RSS-Feed „zu kürzen“ sind etwas bizarr. Vormals ist es auch der Schlag von Lesern, der sich damit brüstet, wie toll doch sein Adblocker ist. Diese Gruppe findet man überigens im späteren Verlauf wieder, wenn man die Flinte ins Korn wirft. Das ist die Gruppe „omg wie schrecklich ist das denn, die Welt geht unter“, die ihren Unmut in theatralischer Weise abermals publizieren. Sorry ich mag es eben nicht, wenn auf einen Sachverhalt persönliche Angriffe gestartet werden.
Zurück zu dem „Kleinen“. Da werde ich Zeuge, wie sich die Leute inzwischen über Twitter streiten beleidigen. Ich möchte bewusst keine Beteiligten nennen, aber wie aus einer simplen Frage zum Urheberrecht ein ausgewachsener Streit mit wüsten Beleidigungen werden kann, ist selbst mir als provozierende Person schleierhaft. Aber auch ich wurde in jüngster Vergangenheit angemacht. Ich schrieb lediglich, dass ich nachvollziehen kann, wieso der Opel-Absatz schwächelt (in Bezug auf einen Artikel im Manager-Magazin) und erntete ein freundliches aber bestimmendes „Halt die Fresse“. Wohin soll das führen? Und was soll das „werden“, wenn’s fertig ist? Es sollte sich inzwischen rumgesprochen haben, dass in einigen Personalabteilungen das Internet inzwischen angekommen ist. Sicherlich kann man über viele Dinge hinweg sehen, weil es „privater Natur“ ist – über einige andere Dinge jedoch eben nicht. Die Kriterien sind sicherlich sehr unterschiedlich, aber letztlich legt man sich nur sich selbst Steine in den Weg.
Es steht außer Frage, wo viele Menschen sind, dass es auch zu Reibereien kommt. Aber es kann doch nicht zu viel verlangt sein von seinem eigenen Ross mal für fünf Minuten abzusteigen und sich mit der Frage zu beschäftigen „wie würdest du reagieren, wenn du in jener Position wärst?“ 😕
Während Caschy sich damit beschäftigt, ob RSS-Feed lang oder kurz, frage ich mir eigentlich „was kommt als nächstes?“. Sicherlich kann man zu gewissen Sachverhalten geteilter Meinung sein, aber muss man sich wirklich wildkreischend gegenseitig an den Haaren ziehen? :maul:
Nachtrag: Ebenfalls eine interessante und lesesnwerte Reaktion zu dem Thema gibt es bei Marketing für Besserwerber
Im Endeffekt ging es bei mir nicht um kurz / lang – sondern um Ideen, wie es monetär weitergeht bei großen Blogs, die echte Arbeitszeit investieren 🙂
dennoch tendierst Du zu lang 😉
Der Trend ist wirklich eine traurige Entwicklung. Ich würde mir wünschen, dass manche Leute sich entweder auf ihre gute Kinderstube besinnen, oder sofern sie eine solche nicht hatten (was ja leider heutzutage auch durchaus üblich zu sein scheint) sich mal damit beschäftigen.
Man könnte ja Markus Albers Buchtitel „Meconomy“ auch auf diese traurige Art umdeuten: Jeder ist sich nur noch selbst der nächste. Ist es nicht zu meinem eigenen Vorteil hau ich drauf, ohne Rücksicht auf Verluste.
Das „jeder ist sich selbst der Nächste“ habe ich auch so beobachtet. Nicht nur im Netz, auch ausserhalb. Traurig.
@Marius: Leider scheint sich im Internet immer mehr die Meinung „Hier bin ich anonym also darf ich pöbeln“ durchzusetzen. Das spiegelt sich meiner Meinung nach immer mehr darin wieder, wie die Leute miteinander umgehen. Ich habe es in letzter Zeit sowohl im Twitter als auch in Blogs und Mailinglisten gesehen, dass es scheinbar einfach nur darum geht den anderen niederzumachen und das möglichst schnell und effektiv. Was die Kinderstube angeht: Ich hatte noch eine und ich denke ich bekomme es auch ganz gut hin mich zu erinnern, was ich da über das Benehmen gelernt habe. Viele Andere leider nicht mehr.
@CiT: Du fragst was daraus werden soll… Geh doch mal dahin wo sich viele Jugendliche treffen und hör dir an wie es da ab geht… Ich befürchte diese Verhältnisse werden sich auch im Internet immer weiter durchsetzen. Einerseits gibt es die Leute, die du zum Stichpunkt „Vernetzung“ erwähntest, die versuchen ein ordentliches miteinander zu fördern, andererseits die Leute, die nur rumpöbeln und die wegen eines neutralen Kommentars mit einem „freundlichen“ „Halt die Fresse“ über den Mund fahren.
P.S: Ein Subscribe-To-Comments-Plugin wäre hier ganz schön um die Kommentare via Mail verfolgen zu können 😉
Hehe, ich kenne die Sprache als auch den Umgang sehr wohl. Sicherlich gibt es immer „solche und solche“ – aber ich denke eben auch, dass man hin und wieder eine Gewisse Verantwortung trägt. Und wenn einer von den Pöblern diesen Text gelesen hat und vielleicht beim nächsten Mal darüber nachdenkt, ist doch der Sinn schon erfüllt.
Plugin habe ich eingeschoben – kam bisher immer ohne aus als undercover-blogger 😉
Na dann hoffen wir mal, dass sie – so fern sie es lesen – dann auch drüber nachdenken. Das Nachdenken scheint leider in der heutigen Zeit auch keine Selbstverständlichkeit mehr zu sein… :/
Juhu dann werde ich gleich mal das Häkchen setzen 😉 (Und nachher mal n bissl in deinem Blog stöbern was es hier so zu sehen gibt :D)
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt 😉
Sehr fein. Och hier und da ein wenig gibt’s sicherlich was spannendes zu lesen. Für Anregungen habe ich immer ein offenes Ohr ;o)
Ich persönlich sehe das Web nicht als einen gesonderten Raum, in dem ich mich anders gebe, als im „wahren Leben“. Ich bin wie ich bin – und so kommuniziere ich auch im Web.
Wenn sich mehr Leute so verhalten würden, dann hätte man jetzt die Diskussion nicht.
Nur sollte man vllt. 140 Zeichen jetzt nicht so auf die Waagschale legen. In letzter Zeit ist es mir immer öfter augefallen, dass man auch gerne mal bei Kleinigkeiten bis ins Unendliche Dinge ausdiskutieren will.
Es gibt immer noch genug Menschen, die sich hinter der „Anonymität“ des Monitors verstecken. Das zieht sich über alle Regionen. Ich traf auf der CeBIT auf einen Prokuristen einer Firma die geschätzte 3Mrd Umsatz machen. Wir beide haben etwas Disput, glaub man nicht, dass man sich in der Lage sah sich vorzustellen 😉
Naja ob 140 Zeichen oder nicht – ich denke, mit öffentlichen Beleidigungen sollte man doch sehr rar umgehen…