Wer als Blogger über den privaten Bereich hinauskommt, wird früher oder später damit konfrontiert, dass der eine oder andere Artikel zu kommerziell sei. Gern wird man als Esel vor dem Wagen dargestellt, dies kann vielerlei Gründe haben. Meist wird einem mangelnde Branchenerfahrung vorgeworfen.
Ich nutze mal ein harmloses Beispiel, welches mich als Reaktion zum Vapiano-Artikel erreichte. Ich nutze die Gelegenheit, um mal ausführlich dazu Stellung zu nehmen, wenngleich ich dies nicht muss, aber möchte.
@KaiThrun Ich hoffe, dieser Pizza-Pasta-Laden hat euch für eure PR ordentlich bezahlt und nicht nur mit einem Nudelgericht abgespeist.
— Stefan Möller (@hedoniker) July 12, 2013
Artikel planen, Ziele & Motivation
Manchmal sind die Dinge aber berechenbar und der Vapiano-Stunt, hat sich im Nachhinein als Erfolg herausgestellt – in mehrfacher Hinsicht. Immerhin geht es beim Bloggen auch darum, eine Marke zu bilden und neue Leser zu generieren. Mit diesem Kalkül plant man vielleicht 10% seiner Artikel, aber das Bewusstsein dafür ist wichtig.
Das Ziel des Vapiano-Artikels war: Google füttern, Hannoveraner am Freitag als Leser gewinnen. Denn ich war mir ziemlich sicher, am Eröffnungstag werden viele wissen wollen: Wo ist der Laden, wie sieht er aus?
Meine Motivation war die Tatsache, dass ich vor der Presse in den Laden konnte. Wann kann man schon mal einen leeren Vapiano ablichten? Die Zeitspanne zwischen Mittwochabend und Freitagmorgen könnte man für ein Ranking in Google nutzen. Was ja scheinbar geklappt hat, wenn auch der Wettbewerb gering ist (was ja nichts zur Sache tut).
Keine Verpflichtung
Vapiano hat für die Einladung keine Vorgaben gemacht. Wer mochte, der konnte unter #VapianoHannover instagramen und twittern, damit man es später zuordnen kann. That’s it. Keine Sperrfrist, die ich doppelt nachfragte, um mich wirklich abzusichern. Völlig entspannt. Ich hätte auch nichts schreiben können und alle wären froh gewesen.
Guter Kontakt
Die Motivation meinerseits für den Artikel habe ich bereits umrissen. Hinzu kam aber die Tatsache, dass Herr Teich ein sehr netter Kontakt war/ist. Er ist Gastronom, was den Marketingsprech schon mal auf ein Minimum reduzierte. Er war bemüht uns alle Fragen zu beantworten und überzog den Termin (von 1 Stunde) um 90 Minuten, obwohl er am nächsten Tag die VIP-Eröffnungsfeier hatte.
Werbesendung?
Die Werbesendung gibt es in der Regel nur, wenn das Gesamtpaket stimmt oder der Betrag ausreichend ist, wie es z.B. Expedia bereits zweimal getan hat. Gekennzeichnet inkl. NoFollow-Links. In Pizza Pasta-Fall stimmte das Verhältnis, weil alles auf einer freiwilligen Basis verlief. Meine Stunden vor Ort zahlte mir niemand, auch die Anreise sowie das Parkhaus gingen auf meine Kosten.
@KaiThrun Werbesendung? 😉
— Roland Panter 🇪🇺 (@pant3r) July 12, 2013
Ja, durchaus – für meinen Beitrag, nicht für das Vapiano. Der Artikel wurde übrigens 175x Mal auf Facebook verteilt (geliket / geshared). Was durchaus mehr ist, als ich mir für diesen Artikel erhofft habe. Der Kern des Antriebs liegt aber tiefer.
Etwas bewirken
Das Resultat für mich aus dieser Aktion ist grandios. Ich habe seit langer Zeit mal wieder etwas getan, was ich noch nie im Leben gemacht habe (vielleicht als Kind mal): Pizzateig kneten. Mein eigener Mehrwert sozusagen. Allerdings ist der persönliche Erfolg viel höher. Die Vapiano-Gruppe wird aufgrund der Artikel, denn Nicole hat darüber auch geschrieben, diese „Bloggerveranstaltungen“ bei jeder Eröffnung fortsetzen. Ich würde mir nicht anmaßen, dies auf meinen Deckel zu schreiben, aber ein Wohlgefühl etwas bewirkt zu haben, schwingt mit. Und das ist für mich wichtig. Ich habe vielleicht etwas bewirkt. Und wenn das der Kieselstein ist, der vielleicht Marktbegleiter mitziehen lässt, dann wäre das großartig. Einfach für mich selbst, um einer stillen Minute sich in sich hinein zu freuen. Oder wenn man wieder mal dermaßen hart getrollt wird, dass man sich fragt: Wozu machst du das eigentlich? Dafür!
Neue Kontakte, neue Möglichkeiten
Über diesen Artikel ergaben sich allerdings auch neue Kontakte zu anderen Marken. BAZINGA. Das ist mehr als ich mir vorgestellt habe, ich bin da sicher nicht böse drum, solang ich mich für das Produkt ernsthaft interessiere.
Verweise und Referenzen sammeln
Die Kooperationsmöglichkeiten mit neuen Firmen hatte ich mir davon nicht erhofft. Natürlich erhoffen die sich, auch so einen „PR-Artikel“. Klar, ich kenne das Spielchen ja auch 😉
Es ist aber eben wichtig, solche Dinge vorweisen zu können, wenn die Leute einen eben nicht kennen oder man aus einer anderen Branche kommt. Ich würde z.B. gern mal den Audi A1 Sportsback 1.4TFSI testen. Die zuständige Ansprechpartnerin bei Audi ist mir bekannt, aber mit welcher Berechtigung sollte ich das tun? (eine Frage, die man sich bei einem Kaltkontakt ohnehin immer stellen sollte!) Generell würde ich mehr im Automobil-Segment tun, ich bin aber kein Autoblogger. Also muss ich mich anders schmackhaft machen – dies kann unter Umständen sein, dass ich scheinbar in der Lage bin, mit anderen Firmen „anständig“ zusammenzuarbeiten. In solchen Konstellationen ist es ganz gut, wenn man die verpönte „Ich habe schon mit diesen großen Firmen zusammengearbeitet“-Liste rausholen kann. Beziehungspflege mit einem Hersteller oder Agentur ist allerdings ein ganz anderes Thema, wenn auch nicht ganz unwichtig.
Abschließend
Es sollte klar geworden sein, dass hinter solch einem Artikel manchmal mehr steckt als nur „Hallo, ich bin total supi, ich zeige euch, was für ein tolles Erlebnis ich hatte“. Es geht um Beziehungsmanagement im weitesten Sinne. Nicht nur kommerziell. Denn wenn all dies nicht zutrifft, was ich oder ihr in euren Blogs schreibt, dann zahlt ihr damit. Ihr zahlt kein Lehrgeld, sondern mit eurer Glaubwürdigkeit. Ein immer wiederkehrendes Thema.
Es macht für eine Kette wie Vapiano vielleicht keinen nennenswerten Unterschied, ob dadurch Leser in den Laden gehen. Wenn Leser dieses Blogs allerdings dann auch andere Produkte, wie die Installation einer digitalSTROM-Anlage aufgrund meines Artikels kaufen, muss ich einfach dahinter stehen können, was in meinem Blog steht.
Das Risiko bei solchen Artikeln ist, dass sie völlig floppen können. Der berühmte Rohrkrepierer. Es ist eben nur bis zu einem gewissen Rahmen planbar. Ein Risiko, was man hin und wieder eingehen kann und sollte.
Aus meiner Erfahrung beschweren sich vor allem diejenigen, die mit ihren Blogs erfolglos bleiben, das aber gern als „unkommerziell“ und „authentisch“ beschreiben. Da schwingt sicherlich einiges an Neid mit.
Natürlich ist es cool, in einem leeren Vapiano selbst am Teig zu kneten. Und wenn das Unternehmen auch was davon hat: Win-Win!
Hallo Patrick,
ja da kann ich dir zustimmen, es sind immer ähnliche Geister, die man ruft. Ich kann damit auch gut leben, dazu bin ich dann einfach zu lang online. Der Neid-Faktor ist immer gegeben, habe ich gegenüber anderen (geschätzten) Kollegen ja auch. Nur weiß ich, dass sie es sich verdient haben.
Genau so sehe ich das auch – aber es ist auch wichtig, dass dieses Bewusstsein eben auch für Unternehmen geschaffen wird, die noch am abwägen sind, ob sie es mal mit diesen Bloggern versuchen sollten. Viele gehen ja dann ausschließlich auf Reichweite.