Eine interessante Frage, die mich erreichte. Ich moserte darüber, dass der RSS-Reader mir heute Morgen direkt eine Überschrift präsentierte, die 4 Honest Reasons you’ll never be a pro blogger. @Otterstein fragte und @MikeSchnoor retweetete, ob ich ein problogger sein wollen würde. Ich denke schon – wieso nicht?
Bloggen ist für mich Therapie, Austausch, Lehren und Lernen, Reflexion, verbinden, teilen als auch Hilfe in beide Richtungen. Aber bloggen in Deutschland ist nicht immer lustig, zumindest wenn man es nicht nur aus »privaten Gründen« tut. Bei Robert konnte man zwar lesen, dass einige Blogger Geld verdienen.Und wie lange ist ein Blog ein Blog? Nur weil ein WordPress dahinter steht? Eine schöne Frage für einen langen Abend kann auch sein: Bis wann ist man Blogger und ab wann ist man Journalist? Vielleicht eine Frage für @Gutjahr. In den meisten Fällen ist der Blog nur ein Hilfsmittel. So wie dieser Blog für mich ein Hilfsmittel ist, der sich aber nicht direkt monetär auszeichnet.Es gibt aber noch andere Gesichtspunkte, wieso ich kein professioneller Blogger bin. Ich bin »Meinungsblogger« – so was sieht man nicht gern, vor allem wenn man in die Schusslinie gerät. Kritik ist zwar etwas Gutes, aber es ist nicht immer einfach. »Tech« und »Fashionblogger« hingegen haben es nicht einfacher, aber die Unternehmen in dem Bereich sind einfach 2-3 Jahre weiter (vielleicht auch weiter).
In der Landschaft von Marketing- und PR-Verantwortlichen sehen sich viele vor Schwierigkeiten mit Bloggern eine Verbindung auszubauen. Darüber schreiben inzwischen Leute aus dem eigenen Lager. Darüber hinaus kommen andere Faktoren hinzu, die es schlicht schwer ermöglichen. Sponsoring ist nur ein Punkt unter vielen. Angenommen ich schreibe an Sportartikelhersteller Deutschland GmbH, dass ich gern zu Olympia 2012 wollen würde, um über Basketball zu berichten und ich einen Sponsor suche. Was schätzt ihr, wie würde die Antwort ausfallen? (Nur als überspitztes einfaches Beispiel, es muss natürlich für beide Seiten etwas profitables drin sein)
Man muss aber auch sagen, dass nicht nur die Unternehmen eine Schuld tragen. Es sind noch einige andere deutsche Eigenschaften, die ein Durchstarten erschweren. Die Sprache an sich ist schon ein Hindernis. Sie begrenzt die Reichweite immens. Dies ist ein Problem, was sich nicht so einfach lösen lassen wird. 😉
Insgesamt fehlt mir in Deutschland eine Reife für unabhängige selbstständige Blogger. Die Betonung liegt auf Blogger und nicht auf Berater, Webdesigner, Webentwickler, Autoren mit angeschlossenem Blog. Das muss nicht heißen, dass dies nicht funktioniert. Es gibt sicherlich Branchen wie den Technologiesektor, Mode oder dem Tourismusbereich, wo dieses Modell jetzt bereits funktioniert. Aber wie viele Beispiele fallen euch dort ein?
Ich denke wir sind insgesamt auf einem guten Wege. Es wird noch einige Jahre benötigen, bis sich Blogger etablieren und man davon auch leben kann. Mit der beständigen Akzeptanz von Bloggern werden auch die Werkzeuge und Möglichkeiten steigen. Bis es so weit ist, schreibe ich noch ein wenig ins Internet.
Kai, wie ist das mit dem „insgesamt fehlt mir in Deutschland eine Reife für unabhängige selbstständige Blogger. Die Betonung liegt auf Blogger und nicht auf Berater, Webdesigner, Webentwickler, Autoren mit angeschlossenem Blog. Das muss nicht heißen, dass dies nicht funktioniert“ zu verstehen? Unter dem Aspekt der gefühlten Anzahl „viel“ / „genug“? Sprich, heute sind zu wenig selbständige, nur vom Blog lebende Publizisten aka Blogger da draußen?
Hey Robert,
genau. Gern wird ja zum Beispiel Sascha (Pallenberg) genannt, wo man aber auch gern vergisst, dass dieser global aktiv ist. Ich habe zwar derzeit das Gefühl, dass sich eine Umverschichtung stattfindet, also das Verhältnis „der Einnahmen“. Die Probleme gehen natürlich viel tiefer, dies habe ich aber bewusst aussen vor gelassen.
Was ich letztlich sagen wollte ist, es sind weniger als man oft meint.
Das führt sich dann natürlich fort – wann ist man Blogger? Wann ist man Journalist? Oder beides? Eine Definitionsfrage, die vermutlich in Haarspalterei enden würden. Ist Bloggen eben nur „schreiben“? Ist es eine Geisteshaltung? etc pp.
kann man letztlich wie bei allen ungeschützten Berufsbezeichnungen auch nie scharf abgrenzen. Ich finde die Zahl der „Problogger“ ist nicht mit der Zahl von Bäckereien oder Webshop-Betreibern zu vergleichen, aber man könnte sie mal ins Verhältnis zur Zahl der klassischen Verleger mit Onlinepublikationen setzen (Blick auf Verbandsseite der Verleger sollte helfen) . Keine Ahnung, was dabei herauskommt.