In der letzten Woche wurde ich gefragt, ob es eigentlich etwas bringt, wenn ich einen Artikel mehrfach twittere. Bevor ich die Frage beantworte und auch einige Verhaltensmuster skizziere, möchte ich euch mitteilen: Es gibt kein Gesetz, das besagt, dass nur 1 Tweet pro Artikel erlaubt ist!
Zugegeben: der Hochseilakt zwischen Vermarktung und Nerven ist nicht immer einfach. Dieses Fingerspitzengefühl entwickelt sich aber mit der Zeit, und selbst wenn sich hin und wieder jemand gestört fühlt – dann ist das halt so. Und es wird vorkommen, dass sich die Leser beschweren. Manchmal kommt es sogar vor, dass sich Wettbewerber Marktbegleiter beschweren – solltet Ihr auf den Hinweis des Marktbegleiters hören und eure Vermarktung einstellen, kann euch sowieso niemand mehr helfen. Ich hoffe, der plakative Zaunpfahlwink ist angekommen.
Der Über-Abonnent
Die Paradoxie dabei ist – es beschweren sich gern die Leute, die euch sowieso auf allen Kanälen abonniert haben. Die kriegen dann den Artikel auf Twitter, Facebook (ggf. 2x – Account & Fanpage), Google+, XING, LinkedIn mit etwas Pech kommen noch StumpleUpon, t3n Social News oder Yigg und andere Nachrichtendienste hinzu. Daher lasst euch nicht aus der Ruhe bringen, wenn ihr mal einen mehr oder weniger ernst gemeinten Tweet als Seitenhieb bekommt.
Was bringt es?
Wenn ihr euch jetzt fragt, wie viel Prozent Zuwachs es an Lesern bringt. Ich habe keine Ahnung, denn ich messe es nicht. Es geht nicht darum, die Leserzahlen quantitativ zu pushen. Natürlich möchte ich, dass so viele Leute wie möglich meine Artikel lesen. Um dies im Rahmen meiner Möglichkeiten zu versuchen, darf man sich aber nicht in irgendwelche Muster drücken lassen.
Zeiten
Angenommen ihr habt mit Social Bro herausgefunden, welche Zeiten für euch besonders fruchtbaren Boden bieten, dann nehmt dies als Anhaltspunkt. Ein weiterer Anhaltspunkt sind Bürozeiten. Ihr müsst euch also mit dem Timing eurer Artikel beschäftigen. Wenn Ihr Nachrichten verarbeitet, ist es evtl. was anderes – da geht der Artikel, sofern keine Sperrfrist besteht, eben raus. Wenn ihr aber keine News schreibt, dann sollte man ein gewisses Timing einfließen lassen. Bei mir gehen die Morgenstunden gut und die Nachmittagsstunden, dies hängt aber auch damit zusammen, dass ich viele Agentur- /Büroleser habe. Das ist eben so und darauf muss ich mich einstellen. Wenn ein Artikel um 22 Uhr rausgeht, dann werde ich den sicherlich den nächsten Morgen ein weiteres Mal twittern. Die Frage stellt sich nicht.
Wie oft denn nun?
Die richtige Anzahl zu ermitteln bedarf es etwas Zeit. Ihr solltet in euren Beobachtungen schauen, wie interessant der jeweilige Inhalt denn eigentlich ist? Wenn das Schriftstück nun liegen bleibt wie ein fluglahmer Vogel, dann ist das so. Nicht jede Veröffentlichung wird ein Hit. Wenn ihr aber merkt, die Sharing-Rate ist hoch bzw. in dem Artikel ist Interaktion, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es noch mehr Leute so empfinden.
Über den Daumen ist es so: Schlechte Artikel sind eben schlechte Artikel – die kriegen ihre Erwähnung auf Twitter. Normale Texte gehen 1-2 über den Ladentisch, das hängt eben von der Ursprungsurzeit ab. Es kommt aber darauf an, wann ich das nächste Mal einen Text veröffentliche. Wann kommt denn wieder frische Tinte? Bei Artikeln, wo ich merke – ok, Treffer – dort werde ich natürlich auch mit der Eigenvermarktung nachhelfen. Von mehr als 3x Wiederholungen würde ich die Finger lassen – 3 Wiederholungen spärlich säen.
Heavy User ignorieren
Ihr bloggt jetzt vielleicht aus spirituellen Dingen, jedenfalls nicht, weil ihr gelesen werden wollt (oder es öffentlich zugeben würdet). Dann hängt in diesem ganzen Konstrukt noch ein Denkfehler – ich kann nicht davon ausgehen, dass:
- jeder Follower, jeden Tweet seiner Timeline auch wirklich liest
- jeder Follower zu jeder Zeit online ist
Das heißt, die Wahrscheinlichkeit dass mein Tweet nicht gelesen wird, ist relativ hoch. Ein doppelter Post ist daher nicht schädlich und wird auch gern mit einem Bezug eingeleitet:
- »Für die Frühschicht: …. «
- »Für die Büro-Twitterer… «
- »Zum Feierabend… «
- »Für Pendler… «
Denkt euch etwas aus. Die Heavy-User euer Timeline werden den Tweet einfach innerlich überspringen. Bei Facebook bringt dies übrigens weniger etwas, denn dort wird wenig attraktiver Inhalt (Edgerank) aussortiert.
Abschließend
Die Rechnung hier ist sehr einfach. Übertreibt ihr es mit der Artikelpromotion, fliegt euch früher oder später eure Timeline um die Ohren. Wenn ein Follower gerade den Tag alle Tweets zum Artikel liest, dann wird ihm das sicherlich auffallen. Er wird dies vielleicht auch monieren. Prüft in dem Fall, ob ihr es den Tag übertrieben habt – falls dem so ist, dann einfach etwas auf die Bremse treten. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst es von Außenstehenden bewerten. Angenehme Promotion!
PS: Umso häufiger ihr meine Artikel teilt, desto weniger muss ich es machen 😉
Also, wir sind ja auch auf einigen Kanälen verbunden, und zumindest auf Xing und Twitter kriege ich deine Hinweise mehrfach mit. Stört mich aber nicht. Gerade wenn ich mal alle Twitterclients ausgestöpselt habe, ist ein Link auf Xing hilfreich.
Hast du eigentlich irgendwas von den Statusmeldungen auf Xing? Die wurden (werden?) ja intensiv auf der Plattform beworben (von wegen, soundsoviele Statusmeldungen bringen Ihnen soundsoviele unheimlich wertvolle KOntakte und so) …
Was XING bewirbt und was hinten rauskommt, sind ja grundsätzlich 2 Paar Schuhe. Allerdings hat XING m.E. nach wie vor bei der Gruppe der „Offliner“ einen anderen Stellenwert. Es ist ja dieses Business-Netzwerk.
Ich kann aber nach den paar Tagen schon sagen, dass der XING-Button häufiger genutzt wird als StumbleUpon in 6 Wochen. Deswegen ist dieser auch rausgeflogen 🙂
Ich bin jemand der seine komplette Timeline durchliest, (fast) immer! Daher kann ich sehr gut verstehen, dass es einen stört von einer Person mehrmals den gleichen Link vorgesetzt bekommt.
Auf der anderen Seite denke ich aber, dass ich mit diesem Verhalten (wirklich alles lesen) einer Minderheit angehöre. Die meisten werden nicht alles lesen, oder wie von dir beschrieben, nur zu bestimmten Zeiten in die Timeline gucken.
Ich bin ein Statistikfreund, das gebe ich auch gerne öffentlich zu 😉 Daher will ich natürlich auch die Leser/Follower erreichen, die nur unregelmäßig bei Twitter vorbeischauen.
Daher bin ich natürlich so verständnisvoll und lasse mich nicht von Doppelposts stören. Im Grunde ist es ja auch nur ein kleiner Tweet unter tausenden, also nicht wirklich schmerzlich.
Moin Simon,
erreichen möchte ich die Leser auch und die darüber hinaus. Interessant wird es doch erst so richtig, wenn der Artikel in Bahnen geht, in denen man sich normaler Weise nicht bewegt. So wie dein G+ Wurf z.B..
Das stimmt, andererseits hat man bei einem solchen „Wurf“ doch eher weniger Einfluss durch den eigenen Twitteraccount. Klar irgendwie musste der Artikel zu @sixtus kommen. Aber ab danach machte ein Tweet von mir erstaunlich wenig aus.
Ich finde vor Allem folgende Aussage entscheidend bei Twitter:
„Dann hängt in diesem ganzen Konstrukt noch ein Denkfehler – ich kann nicht davon ausgehen, dass:
jeder Follower, jeden Tweet seiner Timeline auch wirklich liest
jeder Follower zu jeder Zeit online ist“
Wenn ich einen Artikel schreibe, der wirklich auch Zeit und viel Arbeit gekostet hat, dann tweete ich den meist 2-3 Mal. Am Morgen, Zur Mittagspause und noch Mal nach Feierabend. Manchmal hau ich nen Artikel auch nur 1x raus. Je nach dem wie viel Arbeit drin steckt.
Ich denke nervig würde es dann sein, wenn die Links alle 30 Minuten kommen würden (übertrieben gesagt).
Aber eben über den Tag verteilt sollte das kein Thema sein. Es wird so viel scheiße verbreitet, das ich lieber 3 mal einen guten Artikel in der Timeline sehe.
Und wen es doch stört:
Möglichkeit 1: entfolgen
Möglichkeit 2: sich bewusst machen, wie einfach man einen Tweet ignorieren kann 😛
Es hat jeder das Recht, es so zu machen, wie er es für richtig hält und es hat jeder das Recht, jemandem zu entfolgen. Thats it.
Schöner Artikel!
Servus Bohn,
ja gerade die Arbeit die in einem Text manchmal steckt (bei mir sind es so 2-5 Stunden, je nach Thema) – ein gutes Argument.
Das Entfolgen steht natürlich immer im Raum. Ich kann aber einem (Marketing-)Anfänger nicht den Tipp geben „ignoriere sie einfach“. Der hat sich schneller sein Personal Branding zermürbt ehe wir bis 3 zählen können. Der Rest kommt ab einem gewissen Erfahrungslevel ohnehin.
Interessant zu sehen, dass Du für dich eine andere Lösung gefunden hast!
Klar, es kommt natürlich immer auf die Art und die Ziele des Twitter-Accounts an. Dass du das so einem Kunden nicht sagen kannst ist klar 😉
Mich stört es nicht, zumal ich seit einiger Zeit eh so wenig von meiner Timeline mitbekomme dass ich diesen Artikel hier nur gesehen habe weil ich auf der Startseite F5 gedrückt habe^^
Und wie immer im Web: Wer sich an Kleinigkeiten aufpisst soll halt woanders spielen gehen. Gibt ja genug Platz für alle in der virtuellen Welt.
Hallo! Netter Artikel…
Ich bin noch nicht so lange bei Twitter und ich muss zu geben ich entfolge mehr Leuten als ich Folge – leider. Spammen ist für mich wenn Jemand 50-100 Tweets am Arbeitstag absetzt. Es stört mich dann einfach weil wichtige Informationen von anderen verloren gehen könnten. Daher = Entfolgen.
Bei dir fällt mir aber kein Spammen auf – also ruhig weiter Tweeten. Da würde ich mir viel mehr sorgen machen über die richtigen Spammer, nur was ich mich wirklich frage, ich habe ca. 150 Leute auf follow, wie schaffen es leute mit 500-1000 oder noch mehr, noch irgendwas zu lesen?
lG
Vielen Dank für den tollen Text! Ich persönlich bin ehrlich gesagt noch nie auf die Idee gekommen meine Texte mehrfach zu posten. Auf verschiedenen Netzwerken ja – mehrfach bisher nein. Werde versuchen das in Zukunft mal geschickt und unaufdringlich einzusetzen 🙂
Ich denek es ist vor allem auch wichtig, immer wieder zu betonen, dass man sich von vereinzelten kritischen Stimmen nicht aus der Ruhe bringen lassen sollte. Insofern sind Erfahrungsberichte wie dein Blogbeitrag Gold Wert.
Danke und Gruß,
Lisa