Es ist etwas Klischee behaftet, ausgerechnet an Weihnachten mit einem ernsten Thema um die Ecke zu kommen. Ich habe lange überlegt, was ich mit dem Video tun soll. Es dient mir aber wunderbar zur Veranschaulichung von der schlechten Werbung für soziale Einrichtungen. Es geht um Obdachtlosigkeit.
Das Video entstand in der Züricher Agentur WIRZ BBDO, jene die sich auch für den IKEA No empty Chair at Christmas verantwortlich zeigt. Obdachlosigkeit ist ein ernstes und oft verschwiegenes Thema. Ich muss aber sagen, dass den Leuten von WIRZ BBDO den Kern der Botschaft gut getreffen haben, ohne dabei störend zu wirken. Das Sozialwerk Pfarrer Sieber ist ja über die Landesgrenzen hinweg bekannt. Zumindest ist mir die Einrichtung schon hin und wieder im TV begegnet.
Idee des Videos
Am Tage der Altpapiersammlung begleitete ein Filmteam zwei Obdachlose, die in der Zürcher Innenstadt die für die Schweiz typisch gebundenen Papierstapel einsammelten. Nach und nach trugen sie diese genau dort zusammen, wo viele Zürcher ihre Weihnachtseinkäufe erledigen: auf dem Löwenplatz direkt vor dem Globus. Unter den Augen der Passanten bauten sie dann aus den Papierbündeln ein großes Sofa, auf dem sie über Stunden verweilten.
Wisst ihr, was mich an Werbung für sozial wohltätige Einrichtungen sonst immer so nervt? Dieses Getöse. Dieser massive Eingriff in meinen Alltag. Hin und wieder funktioniert dies sicher, aber im Großen und Ganzen eben nicht. Das hat einen einfachen Grund, der sich schön im Marketingsprech ausdrucken lässt: Ich werde nicht dort abgeholt, wo ich mich gerade befinde.
Bunte Bildchen sind zu wenig
Es hilft eben nichts irgendwelche radikalen Äußerungen auf Facebook zu tätigen, und dann irgendein schockierendes Bild dazu zu packen. Es ist die falsche Zielgruppe, die angesprochen wird. Es ist der Frontalangriff auf die Masse. Und da muss ich euch leider enttäuschen: Dies funktioniert nicht.
Überzeugen statt überreden
Es geht besser, wenn ihr jemandem die Chance lässt, sich selbst von eurem Thema zu überzeugen. Genau hier liegt ein großer Unterschied, den ihr alle kennt. Überzeugen ist nachhaltiger denn überreden. Und genau dies passiert im obigen Video – es wird nicht überredet. Es wird gar nicht gesprochen. Es wird eine einfache Botschaft transportiert. Der Zuschauer hat die Chance sich selbst ein Bild zu machen, ohne dabei ihm ins Gewissen zu reden, dass Hilfe wichtig sei, dass die Leute in der Regel nicht zum Spaß dort sind oder wie wichtig es wäre, zu helfen.
Der Versuch der Manipulation besteht darin, keine aktive Manipulation zu betreiben.
PS: Ich habe für diesen Beitrag keine Zuwendungen erhalten, ich würde es aber dennoch nicht schlimm finden, wenn das Video die Runde macht 😉
Ein wunderschönes Video und toller Song von Patrick Bishop dazu.
Wenn ich mir dieses Spendenvideo so anschaue dann muss ich unweigerlich daran denken, wann wir in Deutschland das letzte mal ein sehr gute Spendenwerbung gehabt haben.
Andererseits muss ich auch daran denken, was BBDO (eine sehr sehr sehr große Marketing Agentur) hierfür genommen hat.
Ich hoffe, dass beide (BBDO und Sieber) das Ziel Sichtbarkeit erreicht haben. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit, wo das Geld bei den meisten doch etwas lockerer sitzt.
Hey Rob,
genau das meine ich damit. Es ist mir in der Regel zu plakativ, zu offensichtlich, zu direkt. Es erweckt in mir die falsche Reaktion, was dann eben nicht „zielführend“ ist.
Naja ich kann mir gut vorstellen, dass BBDO nicht den vollen Etat dort ausschöpft. Es wäre ja zumindest nicht unüblich, dass eine Netzwerkagentur einer wohltätigen Einrichtung einen großen Preisnachlass gibt. Ich werde das bei Gelegenheit mal in Erfahrung bringen.
Liebe Grüße,
Kai
Wirklich ein wundervolles Video.
Danke, dass du es mit uns geteilt hast!
Finde iczh eine wirklich tolle Idee und Umsetzung.
Ganz liebe Grüße
Hallo Carolin,
sehr gern, denn ich finde es auch toll. Danke dass Du es dir angeschaut hast, trag es ruhig weiter 🙂
Lieben Gruß,
Kai
Kann mich dem nur anschließen!!
Lg