Als ich den Briefkasten öffnete, nahm ich völlig nebensächlich ein Päckchen mit. Ein kurzer Blick reichte aus, um Bertelsmann auf dem Umschlag zu lesen. Es wird sicherlich wieder irgendein neues Buch sein, welches total super in meinen Blog passen würde und toll für meine Leser ist.
In der Wohnung angekommen, warf ich das Päckchen auf den Tisch und war damit beschäftigt meine Sachen in Ruhe abzulegen, die Post durchschauen und nebenbei die Snaps laufen lassen. Irgendwie war ich aber neugierig, was man mir wieder unterjubeln will. Ich finde es ohnehin eine Frechheit, was einem an Büchern so zugeworfen wird. Sei es drum, ich öffnete den Umschlag und zog ein Taschenbuch heraus. Ehe ich mich versah, las ich den Autorennamen. Es ist Julia Engelmann.
Ach, wie nett, da schafft es die Pressestelle ein Buch auszusenden. Ich schlage das Buch auf und es enthält eine Widmung. Das wiederum finde ich wirklich nett. Ich bin überrascht. Ich setze mich auf den Küchenstuhl und halte das Buch in den Händen. Ich muss schmunzeln. Ich gönne Julia ihren Erfolg von ganzem Herzen. Spiegel Bestseller Autorin klebt auf dem Cover. Ich erinnere mich daran, an die wilde Zeit im Januar 2014. Wo eine gewisse Frau Engelmann für Gesprächsstoff sorgte. Ein Viralhit, wie es im deutschen so schön heißt. Ich hasse dieses Wort abgrundtief, weil es so behäbig wirkt. Aber das ist ein anderes Thema.
Julia Engelmann. Nun sitze ich da und springe gedanklich zwischen Webseite-Offline, Support anschreien und völligem Ausrasten vor Euphorie wegen 3 Sekunden Sendezeit bei RTL hin und her. Ich erinnere mich gern an diese Zeit zurück. In diesem Augenblick, wo die vielen Momente vor dem geistigen Auge entlang rasen, das Herz langsamer wird, der Körper sich entspannt und ich einfach und zufrieden am Küchentisch sitze und ein Buch in der Hand halte. Ich grinse. Ich grinse und ich merke, dass ich dies tue. Ein besonderer Augenblick.
Eine Widmung für das Exemplar ist mehr als ich erwartet hätte. Ich werde hin und wieder tatsächlich nach Julia gefragt. All diese Fragen sind gleichgültig, denn es ist nichts im Vergleich, zudem, was es mir persönlich bedeutet. Dieser Moment der inneren Zufriedenheit. Allein. Es ist wie ein Musikstück, welches an einen bestimmten Sommer, an eine tolle Liebe oder einen ganz besonderen Moment erinnert. Physisch im Hier und Jetzt, geistig im Augenblick der Vergangenheit. Zurückversetzt in Millisekunden. Ich schaue es dem Fenster und denke: Manchmal hinterlassen wir eine Delle im Universum eines anderen…
Also, los!
Schreiben wir Geschichten,
die wir später gern´ erzählen.
Und eines Tages, Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein
und an all die Geschichten denken,
die für immer unsere sind.
ach Kai. Durch dich habe ich Julia entdeckt. Bevor mein Newsfeed überschwemmt wurde. Dieses beschissene 2016 habe ich bisher auch irgendwie überlebt und die Bad News reißen einfach nicht ab. WTF muss noch passieren und ich erwarte das Schlimmste. Ich sage hier ganz öffentlich einfach mal DANKE, danke für Deine Offenheit, danke dafür, dass ich so oft genickt habe und dachte: Ja, so fühle ich mich auch. Bringt eigentlich nichts außer der Bestätigung, dass die Welt nicht ganz so heil ist, wie ich es empfinde. Dank Deiner Offenheit. Mein Leben war noch nie leicht, es war immer hart und schwer, aber je älter ich werde umso kritischer werde ich. Ich muss nicht mehr darum buhlen beliebt zu sein, weil ich vielleicht jemanden einen Gefallen tun kann. Ich verzichte auf Freundschaften, die egoistisch geprägt sind. Ich sage NEIN und riskieren Abfuhren, weil die Menschen das nicht gewohnt sind. Ein harter Prozeß, den ich eigentlich längst hätte bewältigt haben sollen. So ist es jetzt und viele Menschen sind beleidigt, weil ich nicht mehr uneingeschränkt zu ihrer Verfügung stehe. Weil ich Zeit brauche für mich. Endlich mal für mich. Keine Kompensation, sondern ich. Und all diesen Schmerz ertragen. Keiner merkt was, nur manchmal bricht es aus und ich ertrage das Leben nicht. die wenigsten Menschen können damit umgehen. Ich bin weder hart noch stark, im Gegenteil. Und ich will mich nicht mehr hinter dieser Fassade verstecken, die ich so mühevoll aufgebaut habe. Das ist es nicht wert. Das hat mich viele falsche Freunde gekostet. Zum Glück. Don´t look back in anger.. das Leben ist hart. Ich weiß nicht was kommt, und erlebe hautnah Unglück, Tod, Angst, Trauer und Verzweiflung. Und ich selbst kann nicht mehr. Es ist einfach zuviel. Danke für Deine Worte, Deine Gedanken und Deine Sensibilität, die ich immer erahnt habe, aber die Du so gut versteckt hast. Mach was aus Deinen Chancen!