Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich bereits einige Male meinen Unmut über XING kundgetan habe. Da ich gestern Abend noch eine Unterhaltung hatte, wie sich ein solches Netzwerk gestalten könnte, möchte ich euch meine Vorstellungen nicht vorenthalten. Kritik ist zwar etwas Positives, dennoch kann es nicht schaden eigene Ansätze einzubringen.
Daher nutze ich die Gelegenheit, einige Denkanstöße in den Raum zu werfen. XING macht meiner Meinung nach einen Punkt falsch: das Netzwerk bietet nur einseitige Hilfe. Für Headhunter und Recruiter ist es sicherlich eine gute Anlaufstelle. Der Rest schaut mehr oder weniger in die Röhre. Ein paar Beispiele sollen verdeutlichen, was ich meine.
Arbeitssuchende
Wenn ich mich als Arbeitsuchender auf dem Netzwerk bewege, dann habe ich ein recht solides Angebot. Dieses ist aber nicht sexy. Sexy hingegen ist der Wettbewerb, denn die 1-Click-Bewerbung von LinkedIn ist eine wirklich tolle Idee. Wieso diese noch nicht nachgeahmt wurde, ist für mich ein Rätsel. Es würde beiden Seiten einen sauberen Datenbestand bescheren, als auch für den Suchenden viel Zeit und Nerven einsparen.
Aufträge
Wo genau kann ich eine in diesen Business-Netzwerken Geschäfte machen? Und ich meine nicht tage- oder wochenlanges Kompetenzgebalze in einem Forum. Natürlich sind die Foren wichtig und gut für den Austausch von Gleichgesinnten und dem gegenseitigen kennenlernen. Dies steht außer Frage. Es kommen darüber auch Geschäfte zustande, hier ist die Anbahnung viel zu kompliziert gestaltet. Nun, eigentlich ist sie gar nicht gestaltet. Ich vermisse hier einfach ein Auftragsmodul, was sich in den Stream als auch in den Foren integrieren kann. Dies hat den einfachen Vorteil, dass Suche- oder Biete-Einträge nicht auf mittelalterliche Art und Weise abgehandelt werden müssten. Darüber hinaus würden nur Berührungspunkte mit Personen entstehen, die ein erklärtes Interesse daran haben.
Gestern wurde die Freelancer-Projektbörse vorgestellt. Nun haben wir auf der einen Seite die Einzelkämpfer. Auf der anderen Seite, die Konzerne und Mittelständler als Ansprechpartner. Was ist mit dem Rest? Unternehmen mit 2-50 Mitarbeitern?
Technisches
Was die Technik betrifft, ist man am Gänsemarkt pauschal weit hinterher. Seien es experimentelle Versuche Twitter zu integrieren, oder aber die einfachsten Dinge auf der Startseite zu überdenken. Im Bereich der User Experience ist noch viel Luft nach oben. Auch in diesem Bereich gibt es schon gute Beispiele, die man adaptieren könnte. Das Problem dabei ist nicht die Adaption, sondern dass keine eigenen Ideen generiert werden. Die Idee sich zum Lunch zu verabreden, es war nicht originell aber es geht in die richtige Richtung.
Zusammenfassung
Ich erwarte von einem Business-Netzwerk oder dem professionellen Netzwerk, wie man sich in Hamburg nun nennt, dass es mich in allen Belangen unterstützt. Derzeit sehe ich als User nichts anderes als ein Adressbuch. Dieser Vorwurf wird gerne dementiert, so zeigt dies jedoch gerade sehr deutlich, wie es um das Netzwerk bestellt ist.
Es fehlen die Innovationen, die mich als Arbeitnehmer, Arbeitssuchender oder Endverbraucher in meinem täglichen Handeln unterstützen. Es geht nicht darum, welche Kleidung ich trage, sondern welche Aufgaben ich zu bewältigen habe. Ich suche für meine Aufgaben einen Partner oder ein Tool, dass diese Aufgaben für mich gebündelt und effektiv bewältigt. Diesen Anspruch erfüllen viele Tools für einzelne Aufgaben, wieso gibt es dafür keine zentrale Anlaufstelle? Eine Lücke, die es zu schließen gilt oder eine Nische in der man hineinspringen könnte.
Da bin ich voll und ganz Deiner Meinung Kai.
Mir persönlich hat XING noch nie etwas gebracht. Und ständig wird man genötigt, doch endlich einen Premium-Account zu abonnieren, ich frag mich bloß für was? Ich denke, XING hat dauerhaft keine Zukunft.
Hallo Frank,
inwieweit sie XING einem etwas bringt, liegt sicherlich auch an der eigenen Person. Es gibt sehr durchaus Leute die sehr viel Neugeschäft über XING generieren. Das ist nicht das Problem und das ist auch völlig o.k., der 100 % wird man erreichen.
Ich sehe es ähnlich wie du, dass man sich hier das eigene Grab schaufelt.
Beste Grüße,
Kai
XING ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Patient sich selbst zu Tode operiert.
Du weißt ja, dass ich bei XING sehr aktiv war, v.a. in den Diskussionsgruppen, in denen ich nicht nur fachlichen Austausch, sondern auch die Mehrzahl meiner Neukunden fand (die meistens MICH kontaktierten und nicht umgekehrt).
Aber mit jeder Veränderung hat XING sich weiter ins Aus geschossen. Userwünsche wurden konsequent missachtet, nach und nach wurde der gesamte Netzwerk-Schwerpunkt, nämlich die Diskussionsgruppen, immer mehr in den Hintergrund gedrängt, bis zum letzten größeren Update, bei dem sich XING schließlich in einen weiteren Facebook-Klon mit Statusmeldungsquatsch verwandelt hat.
Das alles wurde ohne Mitarbeit der Community festgelegt und durchgezogen. Weshalb ich schließlich – auch das weißt Du – nach vielen Jahren treuer Premiummitgliedschaft mein XING-Profil komplett gelöscht habe.
Was ich eigentlich sagen will: Wandel ist gut, aber er soll, wie Du auch schreibst, an den Bedürfnissen der (zahlenden!) Mitglieder entlang passieren und ihnen nicht aufgezwungen werden.
Mitgliederbefragungen VOR der geplanten Neuerung und nicht DANACH.
Spätestens seit dem letzten Redesign nutze ich xing tatsächlich nur noch als Adressbuch, um beruflich Ansprechpartner zu finden. Um diese zu kontakten bedarf es leider des Premiumaccounts.
Alle andere Aktivitäten (Gruppendiskussionen usw.) finden nicht mehr statt.
Und der aktuelle A/B-Test mit allen Gruppenaktivitäten auf der Startseite in Netzwerk-Ticker ist so was von absurd. Wer denkt sich so etwas aus?
Die Frage, die ich mir immer stelle ist: Wer nickt so etwas ab 😉
Im Zweifelsfalle handelt es sich beim Ausdenken und Abnicken um ein und die selbe Person? 😉
Mir erschließt sich aber immer noch nicht zu 100% was ihr euch letztendlich wünscht bzw. was für euch ein „perfektes“ Business Netzwerk ist.
Was ich für mich rausfilter:
– Diskussionsgruppen sollen wieder im Vordergrund stehen
– eine Art „Auftragsportal“ (ich sehe das mal ähnlich wie myhammer?!)
– Technischer auf dem aktuellen Stand bzw. nicht zu viel schnick schnack aber das was da ist, soll laufen
– Die Möglichkeit sich evtl. direkt online mit einem Klick irgendwo zu bewerben (1-Click-Bewerbung)
Jedoch sehe ich als Hauptschwerpunkt, was ich auch bis jetzt von jedem gehört habe, das die Diskussionsgruppen bei XING zu weit in den Hintergrund geraten sind und man sich diese hauptsächlich wieder zurück wünscht, um mit „gleichgesinnten“ über bestimmte Themen zu sprechen und so evtl. neue Kontakte knüpfen kann oder evtl. sogar neue Aufträge bekommt.
Vielleicht mal eine ganz konrete Frage: Was erwartet ihr von einem Dienst der sich selblst „Business-Netzwerk“ nennt? Was ist für euch ein Grund sich dort anzumelden?
Um deine Fragen zu beantworten, lies den Text nochmal, lies die Kommentare noch mal – danach sollte es klar sein.
Business-Netzwerk kann so viel mehr sein als ein Portal für Headhunter. Und wieso muss man eigentlich einen Fokus haben? Es gibt doch nicht nur eine „bestimmte“ Zielgruppe, wenn sich alles dort tummelt.
Vor dem letzten großen Relaunch war xing eigentlich ganz okay.
Die Threadanzeige der Gruppen war Steinzeit und es gab ein paar andere Baustellen (je nach Anwendungsschwerpunkt), aber man konnte ES benutzen, wenn man die nötigen Kniffe kannte.
Was einem heute für den monatlichen Preis einer halben Kinokarte präsentiert wird (was für Neukunden gilt, Altkunden zahlen deutschlandtypischerweise mehr) ist einfach nur Schrott.
Sobald ich beruflich nicht mehr auf Kontaktsuche und -aufnahme angewiesen bin, werde ich nach vielen Jahren auch meinen Premiumaccount auf Basic umwandeln.