Das gemacht Bett wird langfristig nicht ausreichen

Social Media muss raus aus der Komfortzone

Die Erkenntnisse, dass Deutschland nicht nur bei Twitter etwa 5 Jahre hinterher hinkt, ist sicherlich nicht neu. Es wird gern diskutiert, ob Social Media sinnvoll ist. Interessante Aussagen dürften gestern in Berlin gefallen sein als große Marken sich zum Thema Return on Investment äußerten. Als ob das Maß noch nicht voll gewesen wäre, nimmt sich Sascha Lobo die PRler vor und hält Ihnen berechtigterweise den Spiegel vor die Nase. Eine ereignisreiche Woche, aus der man viel lernen und mitnehmen kann.

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Das gemacht Bett wird langfristig nicht ausreichen

ROI

Den meisten Social Media-Involvierten, die sich mit dem Return on Investment rumschlagen, dürfte die Tatsache, dass Nestlé-Chef Gerhard Berssenbrügge erklärte, dass es keine eindeutige Beweisführung dafür im Marketing gäbe, auf der Zunge zergehen. Nicht weil es überraschend ist, sondern weil ein Mantel des Schweigens aufflog. Ich habe in mich hinein gegrinst und ja – etwas Schadenfreude war auch dabei. Einigen Protagonisten dürfte etwas Wind aus den Segeln genommen werden.

Bitte nicht auffallen

Ich schrieb vor einiger Zeit bereits, dass Deutschland im Mittelmaß versinkt. Es geht nicht darum, zu sagen: Hey hier ist alles schlecht. Ich habe jedoch das Gefühl, dass es nicht vorangeht, weil der Spielraum fehlt. Wenn ich mir den Fall von EasyJet und dem Testimonial ansehe, frage ich mich schon: »Was läuft bei euch gerade schief?«

Ich bin bekannt dafür, dass ich von dem Auslagern von Social Media nicht viel halte – weil es dann eine gewisse Schwelle nicht überschreiten wird. Den Geisteswandel oder besser ge-bingo-t »Paradigmenwechsel«, der innerhalb des Unternehmens stattfinden muss. Wenn man als „Social Media [wohlklingender Titel hier einfügen] in einem Unternehmen sitzt, wo 99,5% nicht wissen, was man dort eigentlich wozu macht, dann ist das ein Problem. Wenn der Blog im 1. Jahr 1 Pingback und 1 Testkommentar enthält, dann ist das ebenfalls ein Zustand Problem.

spielerisch erfolgreich

Die Baustellen sind also groß und es ist gewiss nicht alles schlecht. Aber Paradebeispiele sind rar gesät. Was mir Sorgen macht ist, dass EA nun mit 5 Spielen auf dem Amazon Kindle Fire launcht. Die Tatsache an sich nicht, jedoch werde ich das Gefühl nicht los, dass wir dort bereits das nächste Feld aus den Augen verlieren. Gamer werden gern auf die leichte Schulter genommen. Stimmt, TripleA-Titel spielen mehr Geld als Blockbuster im Kino. Zygna verdient sich auf Facebook dumm und dusselig. Das relativ simple Jump’n’Run von Magnum dürfte vielen noch in Erinnerung sein (simple, weil Jump’n’Run – die Umsetzung war sich aufwendig). Gamifaction heißt das Buzzword, womit man sein Hippstertum unterstreichen kann. Machen tut man das aber oft nur, weil andere das eben auch machen. Leider. Dabei gibt es Pong seit den 70er Jahren und Computer-Spiele erzielen seitdem einen Siegeszug.

Beweise sind schon da

Offensichtliches gibt es aber nicht nur bei den Spielen. Schaut man sich an, wie sich Kreativität auswirkt, dann gibt es bereits Studien aus den 60er Jahren, die belegen: das heutige System zur Mitarbeitermotivation ist nicht immer förderlich. Eine Belohnung auszusetzen funktioniert eben nur bei mechanischen Aufgaben. Auch Zeit ist ein Faktor, so erfreut mich sich Ende 2011 daran, wie sich eine Deadline auf die Kreativität auswirkt.
Dabei wird seit über 10 Jahren Google als Vorbild und Beispiel genannt, wie super doch die 20% sind, die man Freitags in dem Unternehmen nutzen kann. Liebe Unternehmer, ich frage mal ganz stumpf: »Wieso kopiert ihr das nicht einfach?«

Die nächste Baustelle

Die Meldung, dass Spiele nun auf dem Kindle Fire verfügbar sind, beunruhigen mich teilweise. Ich befürchte eben, viele verstehen es nicht. So wie Google+ Pages nicht verstanden werden. »Marken müssen zu Medien werden« (Bingo). Es ist eine große Worthülse, hört sich toll an und sagt eigentlich gar nichts aus. Betrachte ich Google+ Pages wie alle anderen Kanäle, kann ich leicht für mich entscheiden:

  • Brauche ich Google+ Pages?
  • Wofür brauche ich das?
  • Was kann ich dort machen?
  • Welchen Nutzen verspreche ich mir davon?
  • Was kostet mich das?

Und eben was der Fragenkatalog in solchen Entscheidungen noch von sich gibt. Manchmal kommt man zum Ergebnis: Passt nicht zu meinem Unternehmen. Oder Social Media ist überhaupt nichts für das Unternehmen. Kein Beinbruch, wenn man dies für sich erkennt (aus welchen Gründen auch immer).

Google+

Dass eine Marke oder ein Unternehmen zu Media wird, heißt im Kern nicht anderes als: Sie muss was zu sagen haben. Wenn sie nichts zu berichten hat, weil die Social Media Aktivitäten daraus bestehen Kundensupport auf Twitter und Facebook zu machen, muss sie mit dieser Tatsache leben. Wenn Unternehmen mehr möchten, müssen sie auch mehr tun.

Google+ Pages wird so lange unbeackertes Land bleiben, bis jemand ein 0815-Rezept entdeckt hat, was für 86% aller Unternehmen treffend sein könnte. Damit es jeder schön in Reihe und Glied nachplappern kann. Den Mut und den Freiraum etwas Neues zu experimentieren haben leider die Wenigsten. Es wäre auch nicht En Vogue aus der Reihe zu tanzen. Könnt ihr euch noch erinnern, wo viele sich fragten „Was macht Daimler mit einem Blog?“ – Heute ebenfalls ein gern genanntes Beispiel, oder?

Ich las erst kürzlich, dass die traditionellen Medien mit Social Media zerfließen müssten. Da blüht einem fast das Herz auf, welch scharfsinnige Theorien manchmal auf den Tisch kommen.

Aussicht

Gerd Leonard äußerte auf dem Convention Camp eine These: Europa wird in Zukunft nur noch Empfänger sein. Asien, Brasilien und Indien werden die Richtung vorgeben. Es gibt Momente, wo ich denke: Es ist mehr als offensichtlich. Auf Youtube werden 2014 nur noch 40% der Videos in Deutschland verfügbar sein, weil man sich nicht einigen konnte.

Die von Gunter Dueck beschriebene Lücke zwischen 1.0, 2.0 und 3.0 ist vielleicht wesentlich größer als man sich schön reden könnte. »Gehen Sie nicht weiter ins Licht«, war seine Bitte. Meine Frage wäre: »Auf wen soll ich denn warten?«

»Speed over Perfektion«, sagte Mark Zuckerburg mal. Ein Kredo an das wir uns erst gewöhnen müssen?

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