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Meine Therapeutin und ich

Es ist verrückt, wie schnell sich die Welt drehen kann. Ich kann mich noch erinnern, wie ich im Sommer nach Hilfe Ausschau hielt. Ich war blockiert, ich konnte nicht mehr und war mental mit der Bereifung einfach am Ende.

Nach ein paar Nächten und etwas hin und her erkundigte ich mich, ob noch Termine frei wären, wie der Kostenrahmen aussieht und welche Möglichkeiten es gibt. Nach einem Kennenlerntermin, wo wir meine Biographie erarbeiten, gehe ich nun – in der Regel – alle 4 Wochen zu ihr. Wenn ich kein Thema mitbringe, knüpfen wir meist am vorherigen Termin an und dann kommt das Gespräch recht schnell in Gang.

Heute war so ein Termin. Heute hatte ich allerdings ein sehr grosses Thema im Gepäck. Entschuldigt an dieser Stelle den Spoiler, aber das Thema hat ausnahmsweise nichts in der Öffentlichkeit zu suchen, da es noch Personen in meinem persönlichen Umfeld betrifft. Ich bitte an der Stelle um Verständnis, da diese Menschen diesen Text vielleicht lesen werden und ich nicht möchte, dass sie dabei von ihren eigenen Emotionen geleitet werden. Ich habe dem Thema ein Symbol gegeben: Es ist meine persönliche Büchse der Pandora.

Die Büchse der Pandora ist der Ort, an dem ich (emotionale) Dinge vergrabe, die nicht mehr zum Vorschein kommen sollen. Meine Herausforderung ist, dass diese Büchse nun aufgefunden wurde. Dieser Umstand hat mich in eine hohe Alarmbereitschaft gestellt und ich hatte arge Schwierigkeiten die Fassung zu wahren. Ich denke, ich habe an der einen oder anderen Stelle verloren. Was für mich ok ist, denn genau um diese Dinge geht es bei den Sitzungen. Was hat dazu geführt? Wie hat sich das angefühlt? Wie fühle ich mich dabei? Wo kommt das her?

Das Interessante ist, dass diese Sitzungen wohl immer mit dem Behandelnden stehen oder fallen. Ich muss sagen, ich habe einen wirklichen Glücksgriff gemacht. Ich rede so frei von der Leber weg, wie man nur reden kann, ohne dabei ein schlechtes Gefühl zu haben oder Rücksicht nehmen zu müssen. Es ist wirklich sehr befreiend und gleichzeitig bekomme ich Feedback zum Geschildernten, Hinweise auf mein Verhalten und Rückfragen, die meinen Kopf zum Arbeiten bringen.

In der heutigen Sitzung haben wir festgestellt, dass ich meine Sorgen einem falschen Ereignis zugeordnet habe. Es bringt so viel Klarheit mit sich, wie man sich nur wünschen kann. Letztlich sitze ich nun hier mit meiner Büchse der Pandora und muss für mich entscheiden, ob ich sie geöffnet lasse oder in die hinterste Ecke meines Seins erneut verstecke.

Meine Entscheidung ist intuitiv gefallen. Die Büchse wird ein eigenes Podest bekommen. Der Verschluss von negativen Ereignissen führt gern dazu, dass es Kollateralschäden gibt. Diese Schäden sind der Beschnitt von positiven Emotionen. In meinem Fall ist es Vorfreude. Eine Emotion, die ich in der Regel nicht verspüre. Momentan ist meine Vorfreude so riesig, dass es aus mir hinaus platzen könnte. Wieso also sich selbst beschränken? Das ergibt keinen Sinn.

Wie langjährige Leser dieser Blogs wissen werden: Mut ist nur ein Anagramm vom Glück.

Photo by Monirul Islam Shakil on Unsplash

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